Naturereignisse/Naturkatastrophen

Der Gefahr ins Auge sehen…

Frühwarnsysteme

Die Lösung ist auf den ersten Blick relativ einfach. Man müsste nur ein Frühwarnsystem haben, das rechtzeitig meldet, wenn ein Erdrutsch droht. Die Menschen in den betroffenen Regionen könnten dann so schnell wie möglich informiert oder evakuiert werden.

Erdrutsch in bewohntem Gebiet © USGS

Leichter gesagt als getan, so lautete die Reaktion der Geologen auf diesen findigen Vorschlag. Erstens sind die Vorgänge im Boden vor und während eines Erdrutsches so komplex und vielschichtig, dass sie bis heute nicht restlos geklärt sind; zweitens laufen sie meist so schnell ab, dass wenn der Prozess einmal in Gang gesetzt ist, keine Zeit für eine Warnung mehr bleibt.

Trotzdem gab es in den USA schon vor 15 Jahren erste Experimente mit einem solchen Frühwarnsystem. Das USGS hatte sich dafür 1986 die Region der San Francisco Bay als Testgelände ausgesucht.

Das „Start Up“-System basierte in erster Linie auf Niederschlagsmessungen und berücksichtigte zwei Schwellenwerte, nach deren Überschreiten eine Erdrutschwarnung ausgegeben wurde. Die Wissenschaftler besaßen schon damals genug Daten, um konkrete Regenfallmengen festzulegen, die direkt mit einer erhöhten Erdrutsch-Aktivitäten korrelierten.

Um eine mögliche Gefahr möglichst präzise zu ermitteln, kombinierten die Forscher in ihrem Warnsystem Kurz- und Langzeitkontrollen. Der erste Schwellenwert galt als überschritten, wenn eine auf jahrelangen Mittelwerten basierende saisonale Niederschlagsmenge in der Bay-Region niedergegangen war. Der zweite dagegen bezog sich auf Einzelereignisse wie Wolkenbrüche, bei denen in kürzester Zeit mehr als 30 Prozent der lokalen, durchschnittlichen Niederschlagsmengen fielen.

75 Niederschlagsmessstellen und zahlreiche technische Geräten, die beispielsweise den Porendruck im Grundwasserspiegel ermittelten, standen den Wissenschaftlern zur Verfügung. Sie ermöglichten schon damals relativ präzise Voraussagen darüber, wann der Niederschlag gefährliche Höhen erreichte. Die Anwohner waren von dem System begeistert.

„Selbst wenn man in einer erdrutschsensiblen Region lebt, ist man nur einige wenige Tage im Jahr wirklich in Gefahr,“ sagt dazu heute Ray Wilson, einer der am Projekt beteiligten Erdrutsch-Experten vom USGS. „An solchen Tagen reicht es eine Warnmeldung über die lokalen Radiostationen zu verbreiten, wann der Zeitpunkt gekommen, ist die eigenen Häuser zu verlassen. Wer sich dann trotzdem entscheidet zu bleiben, legt sein Leben in Gottes Hände.“

Lange Zeit war es im Gespräch das durchaus funktionierende System auf den Bereich des gesamten Los Angeles County auszuweiten. Aber Einsparungsmaßnahmen im USGS führten – leider – zum abrupten Ende des Programms.

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Stand: 23.01.2001

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Erdrutsche
Gefahr am Berg

Verheerende Launen der Natur?
Erdrutsche und ihre Bedeutung

Von Muren, Erdrutschen und Bergstürzen
Welche Arten von Massenbewegungen gibt es?

Naturkatastrophe oder Man-made Disaster?
Ursachen für Erdrutsche

Die Rache der Berge?
Erdrutsch ist nicht gleich Erdrutsch

Eine Katastrophe mit Ankündigung
Der Erdrutsch im Vajont-Tal

Vorbeugen oder reagieren?
Wie kann man sich vor Erdrutschen schützen?

Der Gefahr ins Auge sehen...
Frühwarnsysteme

Von Sandkörnern, Tapetenkleister und Riesenkondomen
Die Suche nach dem "Motor" von Erdrutschen

Spielwiese für Geologen
Forschung an der Mettman Ridge in Oregon

Frust oder Lust?
Erdrutschwarnung auf dem Prüfstand

Lawinen des Todes
Was sind Lahars?

Wehe, wenn der Boden vibriert
Wie kann man Lahars vorhersagen?

Schreckgespenst Klimawandel
Erdrutsche auf dem Vormarsch?

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Eine kurze Erdrutsch-Chronik der letzten Jahre

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