Eine der größten Gefahren beim Ausbruch eines Gletschervulkans ist paradoxerweise nicht Feuer, sondern Wasser. Denn die glühend heiße Lava schmilzt in kurzer Zeit große Mengen Eis an der Gletscherbasis – und diese müssen irgendwo hin. Im Falle des Bárðarbunga-Grimsvötn-Systems sammelt sich das Schmelzwasser zunächst im subglazialen Grimsvötn-See.
Ein subglazialer See – randvoll mit Schmelzwasser
Schon unter normalen Bedingungen schmelzen durch die geothermische Hitze des Vulkansystems bis zu fünf Kubikkilometer Eis pro Jahr von der Basis des Vatnajökull ab und fließen in das Grimsvötn-Reservoir. In der Regel kommt es daher alle vier bis sechs Jahre zu einem sogenannten Jökulhlaup – einem Gletscherlauf, bei dem das Schmelzwasser die vergleichsweise dünne Eisbarriere durchbricht, die wie ein natürlicher Staudamm den Ausfluss des Sees blockiert. In einer reißenden Sturzflut schießt das Wasser dann unter dem Gletscher hervor und überflutet die unterhalb liegenden Ebenen.
Je nachdem, wo sich das Wasser seine Bahn bricht, kann die Sturzflut des Jökulhlaup Straßen, Siedlungen und weite Teile der vor dem Gletscher liegenden Ebenen überfluten. Ob ein solcher Gletscherlauf droht, sollen unter anderem Seismometer und weitere Messgeräte verraten, die auf der Eisdecke über dem Grimsvötn-See stehen. So kann ein kontinuierliches schnelles Beben darauf hindeuten, dass 250 Meter tiefer das Wasser die Eisbarriere angehoben hat und unter dem Eis talwärts rast.

Der Wasserstand steigt
Über die Geräte lässt sich auch feststellen, wie hoch der Wasserstand im subglazialen Reservoir ist. Aktuelle Messungen zeigen, dass auch durch die Aktivität des Bárðarbunga vermehrt Schmelzwasser in den See fließt. Die Vulkanexperten schließen daher zurzeit auch einen künftigen Gletscherlauf nicht aus. Das Schmelzwasser würde sich nach aktueller Prognose vor allem in den Fluss Jökulsá á Fjöllum ergießen und könnte dann nordwärts Richtung Küste fließen.