Der Streit um den wahren Dinokiller und die Rolle des Chicxulub-Einschlags hält bis heute an. Und die Datenlage könnte unübersichtlicher nicht sein. Zwar gibt es einen Krater, aber wann der Einschlag stattfand, hängt davon ab, wen man fragt. Und die Debatte darüber, ob der Asteroid allein schuldig gewesen sein könnte, wird hitzig und nicht immer ganz sachlich auf höchster wissenschaftlicher Ebene ausgetragen.

„Lücken so groß wie ein Argentinosaurus“
Wortführerin der „Anti-Dinokiller“-Fraktion ist Gerta Keller, eine Paläontologin der Princeton University. Ihr Hauptargument: Die Chicxulub-Bohrung, aber auch andere Gesteinsformationen rund um den Golf von Mexico, sollen eindeutig zeigen, dass sich der Einschlag schon 300.000 Jahre vor dem Ende der Dinosaurier ereignet hat. „Tatsächlich hat die Impakttheorie so große Lücken, dass ein Argentinosaurus hindurchpurzeln könnte, ohne irgendwo anzustoßen“, konstatiert der US-Geologe Dewey McLean.
Seiner Ansicht nach brachte nicht der Asteroid den massenhaften Tod, sondern eine Kombination mehrerer Faktoren. Ganz vorn unter den Schuldigen sehen er und Keller die Dekkan-Trapps, eine Region in Indien, in der es vor rund 65 Millionen Jahren gewaltige und ausgedehnte Vulkanausbrüche gab. Der gewaltige Ausstoß von Rauch und vulkanischen Gasen soll, so postulieren sie, das Klima allmählich verändert und so das Massenaussterben verursacht haben.
„Umgekippt und abgerutscht“
Demgegenüber vertritt der Geologe Jan Smit, einer der Begründer der Impakttheorie, die Ansicht, dass Chicxulub der überzeugendste und einzige Kandidat für den „Dinokiller“ ist. Die in der Yax-1 Bohrung entdeckte Kreidezeitschicht, so seine Argumentation, liegt gerade wegen der Wucht des Einschlags über dem Impaktgestein: Eine gewaltige Scholle des durch den Impakt aufgestellten und aufgetürmten Sediments sei damals abgekippt und über das Impaktgestein gerutscht. Ein Verhalten, dass auch bei anderen Kratern vielfach beobachtet worden ist.