Über weite Teile der Menschheitsgeschichte lebten unsere Vorfahren als Jäger und Sammler. Wie schon ihre Primatenvorfahren sammelten sie wildwachsende Pflanzen, darunter Früchte, Wurzeln, Blätter und Wildgetreide. Fleisch beschafften sie sich durch die gemeinschaftliche Jagd, aber auch durch das Fangen von Insekten und Kleintieren.
Erfolgskonzept mit Nachteilen
Als sogenannte Wildbeuter lebten unsere Vorfahren hunderttausende von Jahren quasi von der Hand in den Mund. Das funktionierte auch bestens, solange Klima und Tierwelt für ausreichend Nahrungs-Nachschub sorgten. Diese Lebensweise verschaffte den frühen Menschenformen immerhin genügend Nährstoffe, um nach und nach ein immer größeres Gehirn auszubilden – ein bekanntlich notorisch energiehungriges Organ.
Aber dieser Lebensstil hat auch eine Schattenseite: Wächst wegen einer Dürre gerade nichts oder bleibt die Jagd erfolglos, fehlt es an Nahrung und man muss hungern. Außerdem ist diese Art des Nahrungserwerbs meist kaum effektiv genug, um auf Dauer größere Gruppen zu ernähren. Das änderte sich gängiger Lehrmeinung nach erst, als die Menschen ihre Lebensweise radikal umstellten – sie wurden von wildbeuterischen Nomaden zu sesshaften Bauern.
Mehr als nur die Ernährung
„Nach zwei Millionen Jahren des Jagens und Sammeln katapultierte die Entwicklung der Landwirtschaft die Menschheit in eine völlig neue Bahn“, erklärt Gordon Hillman vom University College London. Denn es änderte sich damit weit mehr als nur die Art der Nahrungsbeschaffung: Mit der Sesshaftigkeit entwickelten unsere Vorfahren eine ganz neue Kultur.
Es entstanden neue Formen des Zusammenlebens und der Gesellschaftsstruktur, an die Stelle von Gemeinschaftseigentum trat jetzt immer mehr der Besitz. Vorgegeben durch die anfallenden Tätigkeiten in der Landwirtschaft verstärkte sich zudem die Arbeitsteilung. Die sesshaft gewordenen Menschen bauten immer größere Siedlungen, schufen neue Werkzeuge und Gerätschaften und begannen, mit ihren Gütern zu handeln. Die neolithische Revolution schuf damit die Voraussetzung für die Entwicklung großer Zivilisationen und kultureller Fortschritte.
Kümmerwuchs und Infektionen
Allerdings: Der Anfang war vermutlich alles andere als leicht. Denn entgegen bisherigen Annahmen gibt es den ersten Bauern nicht besser als ihre Jäger und Sammler-Kollegen – eher im Gegenteil: „Die Menschen zahlten einen hohen biologischen Preis für die Landwirtschaft, vor allem, wenn es um die Vielseitigkeit der Nährstoffe ging“, erklärt George Armelagos von der Emory University.
Und die oft eher einseitige Ernährung unserer bäuerlichen Vorfahren blieb nicht ohne Folgen, wie Knochen- und Zahnanalysen aus der Jungsteinzeit zeigen. Die Bauern litten häufig unter Mangelernährung und ihre Körpergröße nahm dadurch im Vergleich zu Jäger-und-Sammler-Völkern ab, die allgemeine Fitness ebenfalls. Durch das enge Zusammenleben in Dörfern steckten sich die Menschen zudem schneller mit Infektionen und Parasiten an.
Nur ganz allmählich überwanden die Menschen diese Probleme und ihre Körpergröße und der Ernährungszustand besserten sich wieder. Dem Siegeszug der Landwirtschaft aber konnten auch diese vorübergehenden Rückschläge wenig anhaben…
Nadja Podbregar
Stand: 05.02.2016