Wohl kaum irgendwo in Kambodscha liegen Himmel und Hölle so nahe beieinander wie in Phnom Kulen. Denn dieses Hügelgebiet beherbergte in seiner Vergangenheit sowohl Massenmörder als auch Gottkönige. Und nicht nur das: Erst vor Kurzem entpuppte sich Phnom Kulen als die sagenumwobene Geburtsstätte des Khmerreiches.

Auf den ersten Blick sieht man dem gebirgigen Plateau seine bewegte Geschichte nicht an: Dichter Regenwald bedeckt Teile dieses wie eine Senke geformten Plateaus. Nur wenige Wege und eine Handvoll Dörfer gibt es in diesem Dschungel. Der Rest von Phnom Kulen ist inzwischen gerodet und von Cashew-Plantagen und Feldern bedeckt. Obwohl Phnom Kulen nur rund 40 Kilometer von Angkor Wat entfernt liegt, könnte der Kontrast zum dortigen Touristenrummel kaum größer sein.
Bastion der Massenmörder
Genau diese Unwegsamkeit machte Phnom Kulen im Jahr 1979 zu einem idealen Rückzugsort für eine der brutalsten Guerillabewegungen Asiens: die Roten Khmer. Diese kommunistisch-nationale Gruppierung ergriff in den Nachwehen des Vietnamkrieges die Macht in Kambodscha. Unter ihrem Anführer Pol Pot führten die Roten Khmer jahrelang mörderische Säuberungsaktionen in der Bevölkerung durch und vertrieben die Menschen mit Gewalt aus den Städten. Schätzungen nach könnten dabei bis zu zwei Millionen Menschen gestorben sein.

Als 1979 vietnamesische Truppen nach Kambodscha einmarschierten und Pol Pot stürzten, gingen die Roten Khmer in den Untergrund – und wählten den Phnom Kulen als ihre Bastion. Im unwegsamen Dschungel versteckt und durch hunderte von überall vergrabenen Landminen geschützt, wehrten die Roten Khmer über Jahre jeden Angriff ab. Erst im Jahr 1998 starb Pol Pot und die restlichen Kämpfer ergaben sich.