Im Quellgebiet des Rheins in der Schweiz wurde Gold gefunden, auch am Ober- und Mittelrhein lässt es sich aufspüren, ja sogar am Niederrhein kann man noch heute auf das edle Metall stoßen. Ist der gesamte Flusslauf demnach ein El Dorado für Goldsucher? Wenn ja, warum sieht man dann nicht allerorten mit Schaufeln und Waschpfannen bewaffnete Trupps nach dem glänzenden Edelmetall suchen?
Die Antwort ist simpel. Zwar kann man auch in Düsseldorf oder weiter nördlich in den Flusssanden noch Gold mit komplizierten chemischen Analysemethoden nachweisen, für den normalen Goldwäscher ist hier die Aussicht auf Erfolg aber äußerst gering. Die Goldpartikel sind dort durch den Transport aus den Alpen oder anderen Ursprungsquellen so winzig geworden, dass sie mit bloßem Auge nicht mehr zu erkennen sind.
Weiter flussaufwärts in Baden, etwa in der Region um Karlsruhe, sieht das Ganze dagegen schon anders aus. Dort sind die Goldpartikel immerhin 0,2 bis 0,5 mm groß. Rund 200.000 Flitterchen müssen aber auch hier noch zusammenkommen, um ein Gramm Gold auf die Waage zu bringen.
In Istein – etwa zehn bis 15 Kilometer nördlich von Basel am südlichen Oberrhein gelegen – kommt es noch besser: Die Goldkörnchen sind ungleich spektakulärer und bringen bei zwei bis vier Millimeter Größe bis zu fünf Milligramm auf die Waage. „Schon“ circa 20.000 Partikel solcher Mikro-Nuggets reichen hier für ein Gramm Gold aus.
Echte Nuggets mit mehrerem Gramm Gewicht kommen dagegen im Rhein nur ganz selten vor. Ein Goldrausch am Rhein ist unter diesen Bedingungen wohl kaum zu befürchten. Bedenkt man zudem, wie viel Erdreich bewegt und gewaschen werden muss, um ein Gramm des wertvollen Edelmetalls zusammenzubekommen, sind solche Träume schnell ausgeträumt. Selbst in den Hochzeiten der Goldwäscherei war eine dreiköpfige Goldwäschertruppe ein Jahr lang damit beschäftigt, um 20 Gramm Rheingold aus dem Fluss zu holen.
Warum begeben sich trotzdem immer wieder zahlreiche Menschen auf die Suche nach dem Mythos Rheingold? Der leidenschaftliche Goldwäscher Werner Störk hat auch dafür eine einleuchtende Antwort parat: „Es ist das Gefühl, ein Edelmetall in seiner ursprünglichen Form selbst zu suchen und zu finden, es ist die originäre Begegnung mit einem Element, das über Jahrtausende – wie kein anderes – das Schicksal ganzer Völker, Nationen und Kontinente beeinflußte. Es ist das Bewußtsein, ein uraltes Gewerbe zu betreiben, dem bei uns bereits die Kelten vor 2000 Jahren nachgingen.“
Stand: 29.04.2005