Noch bevor Darwin in seinem zweiten großen Werk “ Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl“ 1871 seine Andeutung näher ausführen konnte, waren ihm andere zuvor gekommen und hatten weiter in der schmerzhaften Wunde unserer Abstammung gebohrt.
Darwin unter Beschuss
Der britische Anatom Thomas Henry Huxley war ein glühender Verfechter von Darwins Evolutionsgedanken. Er wird in allen Quellen als die „Bulldogge Darwins“ beschrieben, weil er es war, der in der Öffentlichkeit die Ideen des zurückhaltenden Darwins intelligent und schlagfertig verteidigt hatte.
1863 vertrat er in seinem Buch „Zeugnisse für die Stellung des Menschen in der Natur“ die Auffassung, dass von allen Lebewesen Gorilla und Schimpanse dem Menschen am nächsten verwandt seien. Damit machte er auch klar, dass der Mensch eben nicht vom Affen, also den lebenden (rezenten) Affenarten abstammte, sondern, dass beide einen gemeinsamen Vorfahren hatten.
1868 postulierte der Zoologe Ernst Haeckel, ein weiterer prominenter Anhänger Darwins, in seinem Werk „Natürliche Schöpfungsmythen“ ein Bindeglied zwischen einer ausgestorbenen Menschenaffenform und dem Menschen. Er hatte auch schon einen Namen für die Übergangsform: Pithecanthropus, der Affenmensch. Die Suche nach dem „Missing link“, dem „fehlenden Verbindungsglied“, hatte begonnen.
Der begriffliche Irrsinn
Welche falsche Vorstellung mit dem Begriff „Missing link“ damals und auch heute noch verbunden war, erklärte der Paläoanthropologe Yves Coppens, Mitentdecker der Austhralopithecinenfrau „Lucy“ im Jahre 1974, in einem Interview für das Buch „Die schönste Geschichte der Welt“: „Der Ausdruck „Missing link“ ist irreführend, weil er ein Zwischenglied zwischen dem heutigen Menschen und den heutigen Affen unterstellt. Gesucht wird der gemeinsame Vorfahre des Menschen und der großen afrikanischen Affen, die Gabelung zwischen den Ästen, von denen der eine zu den Schimpansen und Gorillas und der andere zu den verschiedenen Arten des Australopithecus und dann zu den Menschen führt.“