Doch nicht nur in der Neuzeit sollen in dieser Region Menschen und Material verschwunden sein: Berlitz und Valentine, die Autoren des Aufsehen erregenden Buches „Das Bermuda-Dreieck“ waren sich sicher, dass sie ein Phänomen aufgedeckt hatten, dass schon seit Jahrhunderten Gesprächsstoff unter Seemännern gewesen war und Generationen von Zuhörern wohlige Schauer über den Rücken gejagt hatte.
Flaute in den Rossbreiten
Schon Christoph Columbus, als er 1492 als Erster überhaupt mit insgesamt drei Schiffen die Sargasso-See durchsegelte, war das Gebiet unheimlich vorgekommen. Meilenweit waren seine Schiffe von Seetang umschlossen gewesen, in einer ausgesprochen windstillen Gegend – den Rossbreiten, wie die Region zwischen dem 25. und 35. Breitengrad später heißen würde. Hier konnte es passieren, dass ein Schiff mehrere Wochen lang bei Flaute liegenblieb.
Umgeben von Seetang, das an den Schiffswänden emporzuwachsen schien, bei tagelanger Windstille, waren die Mannen Columbus schnell mit unheimlichen Erklärungen zur Stelle, die die Region, durch die sie segelten ins schlechteste Licht setzte – und später zu Seemannsgarn weitergesponnen wurde. Doch das Wetter in der Sargasso-See war nicht das einzige, was Columbus beunruhigte.
Verrückter Kompass
Am Abend des 13. September 1492 trug er in sein Logbuch ein, dass sein Kompass nicht länger nach Norden zeigte, sondern stattdessen etwa sechs Grad nach Nordosten. Es war das erste Mal, dass ein solches Phänomen beobachtet wurde und sich Kompasse als unzuverlässig erweisen. Columbus setzte seine Mannschaft über das merkwürdige Verhalten des Kompasses vorerst nicht in Kenntnis, fürchtete er doch, seine vom Aberglauben geprägten Leute unnötig zu beunruhigen.
Und noch ein anderes Ereignis ließ die Fantasie von Columbus’ Männern, weit weg von der Heimat ohne ein sicheres Ziel vor Augen, an Unheimliches glauben.
Ein Licht am Himmel
Am 11. Oktober hielt Columbus selbst nach Land Ausschau. In den letzten Wochen hatte es mehrfach Fehlalarm gegeben, obwohl die Zeichen scheinbar untrüglich auf die nahe Küste hinwiesen – ein Meer von Algen und Tang, durch das sich die Schiffe kämpften, und Schwärme von Seevögeln. Columbus wollte sich selbst ein Bild machen und nicht noch einen Fehlalarm riskieren.
Etwa um zehn Uhr abends hatte er den Eindruck, in weiter Ferne ein Licht zu sehen. Ungläubig und verunsichert – sah auch er schon merkwürdige Dinge? – rief er einen seiner Männer herbei. Der bestätigte das Licht. Ein Dritter jedoch konnte nichts mehr ausmachen. Das Licht war verschwunden.
…. und endlich Land in Sicht!
Um die Mannschaft nicht zu beunruhigen und keine aussichtslosen Hoffnungen zu schüren, entschied Columbus, niemandem sonst von der Erscheinung zu erzählen. Vier Stunden später jedoch gab Rodrigo de Triana von der Pinta endlich die erlösende Meldung „Land in Sicht“. Dieses Mal gab es keinen Zweifel. Die Küste einer der Bahamas-Inseln lag vor ihnen. Am 12. Oktober betraten Columbus und seine Männer erstmals die Neue Welt.
Die Meldungen in Columbus’ Logbuch jedoch verbreiteten sich in den Jahrzehnten und Jahrhunderten nach seiner ersten Entdeckungsreise und gaben immer wieder Anlass zu Spekulationen.
Stand: 26.06.2009