Werner Störk ist seit Jahren einer der bekanntesten Goldwaschexperten am Rhein. Der Lehrer an der Friedrich-Ebert-Hauptschule in Schopfheim hat vor mehr als 20 Jahren die AG Minifossi gegründet, eine Schülerarbeitsgemeinschaft, die sich in Theorie und Praxis mit der Goldsuche und dem Goldwaschen beschäftigt.
Allein im Schwarzwald und den angrenzenden Regionen gelangen Störk und den Minifossis über 30 Goldnachweise – darunter 22 wissenschaftlich relevante Erstbelege für das begehrte Edelmetall.
Die Forschungsergebnisse und Erfahrungen beim Goldwaschen werden auf drei von der AG eigenständig entwickelten Homepages – darunter die weltweit größte Foto-Datenbank der Welt zum Thema Gold im Internet präsentiert.
g-o.de: Herr Störk, was verbinden Sie als Profi mit dem Begriff Gold bzw. Rheingold?
Störk: Die Faszination eines Elements, dessen einzigartigen Eigenschaften viele in seinen Bann zieht und das seinen Mythos über Jahrtausende bewahrte und, blickt man in die modernen chemischen und physikalischen Technologie-Entwicklungen, wohl auch noch weiterhin bewahren wird. Das legendäre Rheingold, ein in wahrsten Sinne reines Aurum (22-karätig), ist wohl das weltweit bekannteste Flußgold. Literatur, Geschichte, Musik, Werbung und Wissenschaft – der Mythos Rheingold ist bis zum heutigen Tage lebendig.
Nicht zuletzt durch die Nibelungen: Sagengestalten wie der Drachentöter Siegfried und der finstere Hagen von Tronje sind auch heute noch stark mit der emotionalen Welt des Rheingoldes verwoben.
g-o.de: Wie sind Sie zur Goldwäscherei gekommen?
Störk: Der Arbeitskollege meiner Frau lud mich einmal in das Napfgebiet (Schweiz) ein, um dort zum ersten Mal im Leben eine Goldwaschpfanne zu drehen. Und da ich sehr viel Greenhorn-Glück hatte, war ich natürlich begeistert. Um dieses Gefühl auch meinen Schülern zu vermitteln, entstand die Idee mit dem Schweizer Gold- wäscher (unser späterer Ehrenvorsitzender Markus Glauser, gest. 1999) dieses alte Gewerbe auch meinen Schülern zu eröffnen.
Wir suchten gezielt nach geeigneten Stellen in unserem heimatlichen Raum und speziell am Rhein und wurden auch fündig. So stecken wir unseren ersten gemeinsamen Schülerclaim 1982 am badischen Altrhein ab.
g-o.de: Wo liegen Ihre persönlichen „Steckenpferde“ beim Thema Gold?
Störk: Es ist das Gefühl, ein Edelmetall in seiner ursprünglichen Form selbst zu suchen und zu finden, es ist die originäre Begegnung mit einem Element, das über Jahrtausende – wie kein anderes – das Schicksal ganzer Völker, Nationen und Kontinente beeinflußte. Es ist das Bewußtsein, ein uraltes Gewerbe zu betreiben, dem bei uns bereits die Kelten vor 2.000 Jahren nachgingen. Es ist die Faszination des Unaussprechlichen, wenn nach harter Knochenarbeit beim letzten Arbeitsgang der Pfannenboden plötzlich golden schimmert und den „Samen der Sonne“ preisgibt. Und natürlich die für mich immer noch und immer wiederkehrende Begeisterung, das begleitende Schermineralienkonzentrat zuhause unter dem Binoklular zu betrachten: Dieses farbenprächtigen Mikrokosmos und in dem Betrachter in ein grenzenloses Staunen auslöst.
g-o.de: Was motiviert Sie heute noch – nach den zahllosen Erfolgen – mit Schülern auf die Suche nach Gold bzw. nach Goldnachweisen zu gehen?
Störk: Der Schwarzwald, unserer unmittelbarer Heimatraum – galt lange Zeit als goldfrei und die in der Fachliteratur bekannten Goldnachweise konnte man an einer Hand abzählen. Durch speziell entwickelte Feinwasch-Methoden gelang es uns, die überwiegend staubfeinen Goldpartikel zu sichern und nachzuweisen. Und somit war und ist es für uns eben wie bei den historischen Prospektoren: Es ist der spürbare Reiz, in bislang „goldfreies“ Gelände vorzudringen und dann dem Bach oder dem Fluß jenes Metall abzugewinnen, das eben wie kein anderes den Menschen bis heute fasziniert: Gold. Zudem Gold in der Natur einer solchen Palette vorkommt, dass Form und Ästhetik seinesgleichen sucht.
g-o.de: Wie sieht es mitdem Nachwuchs für die AG Minifossi aus?
Störk: Bedingt durch die starke Exkursionsarbeit innerhalb unserer AG Minifossi ist die Teilnehmerzahl pro Schuljahr auf acht Schülerinnen und Schüler begrenzt. Die Anmeldungen liegen durchschnittlich bei 80, so dass bei der Auswahl häufig auch Tränen bei denen fließen, die nicht in die AG aufgenommen werden können. Aber die gesundheitliche Unversehrtheit – wir arbeiten in Höhlen, Steinbrüchen, Wildbächen und Flüssen – ist nur durch eine „überschaubare“ Betreuung und eine intensive, zuverlässige Teamarbeit möglich.
g-o.de: Herr Störk, wir bedanken uns für das Gespräch.
Stand: 29.04.2005