In der afrikanischen Savanne warten sie auf Regen. Eine Wettervorhersage über drei Tage wie in Deutschland ist in den Tropen unmöglich. Nur die langsamen Warm- und Kaltluftsysteme der nördlichen Breiten sind so lange im Voraus berechenbar. Rund um den Äquator ist der Wetterwechsel meist plötzlich und nicht vorherzusehen. Doch mithilfe eines Klimamodells ließe sich zumindest die Entwicklung einer Monsun-Saison errechnen.
Einen ersten Anhaltspunkt zur Vorhersage des Juni-Monsuns gab eine zufällige Entdeckung. Auf der Suche nach dem Ursprung von Hurrikans hat eine Forschungsgruppe der NASA um Guojun Gu 2002 einen Zusammenhang zwischen den Oberflächentemperaturen des Atlantiks und der Intensität des Monsuns nachgewiesen: Umso wärmer die Ufergewässer im Vergleich zum offenen Meer sind, umso stärker regnet es an den Küsten. Ein Netz von Bojen und Satelliten übermittelt den westafrikanischen Staaten heute die Wassertemperaturen der Meeresoberfläche. Mit den Daten können die Meteorologen abschätzen, wie schwach oder stark der Monsun ausfällt. Liegen die Wassertemperaturen hoch, so verdunstet viel Wasser und der Monsun wird heftig ausfallen. Kühle Temperaturen kündigen trockene Zeiten an.
Deutsche Klimamodelle für Nahrung in Benin
Dem deutschen Geographen Heiko Paeth sind die bisherigen Angaben über viel oder wenig Monsun allerdings zu ungenau: „Es nützt einem Bauern wenig, wenn zwar im räumlichen Mittel genügend Regen fällt, seine Region aber trocken bleibt.“ Daher will der Professor aus Würzburg die Daten der Wassertemperaturen mit Klimamodellen kombinieren, wie sie in Europa zur Klimavorhersage üblich sind. Das Ziel des deutschen Projektes IMPETUS ist eine genauere Monsunvorhersage, um das lebensnotwendige Regenwasser bis auf den letzten Tropfen nutzbar zu machen.
Mithilfe der Meerestemperaturen kann das Modell etwa eine Klimavorhersage für die nächste Monsunsaison errechnen. Sammeln die Projektpartner die Temperaturdaten im April oder Mai, kann der Klimarechner in groben Zügen den Verlauf der Monsunsaison bestimmen. „Es lassen sich zwar keine tagesspezifischen Aussagen machen“ schränkt Heiko Paeth ein, „aber ob eine Saison besonders trocken wird oder es in vereinzelten Ereignissen sehr stark regnet hilft den Bauern auch schon“. Bei Vegetationsfragen arbeitet der Professor mit Fachleuten aus dem Landwirtschaftsministerium zusammen. Denn Nutzpflanzen sind unterschiedlich anfällig für Niederschlag. Manche vertragen mehr Wasser, andere vertrocknen auch nicht, wenn es etwas weniger regnet. „Sagt das Modell zum Beispiel viele Starkregen voraus, können wir den Bauern raten, Boden bedeckende Pflanzen anzubauen. Dies verhindert, dass der Boden mitsamt der Ernte weggespült wird.“ erklärt Heiko Paeth.
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Für den Erfolg des Projektes sind die Meerestemperaturen unerlässlich. Nur weil sich ihre Parameter langsam verändern, eignen sie sich für langfristige Vorhersagen. Der zweite afrikanische Monsun ließe sich damit eventuell auch bestimmen: Die Schwankungen der Niederschlagsmengen ist bis zu 70 Prozent von den Temperaturen an der Meeresoberfläche im Golf von Guinea abhängig. In den Ländern Zentralafrikas, wie Zaire, der Kongo, Kamerun und Gabun fällt damit zweimal im Jahr der lebenswichtige Regen. Im Frühling bringt der Südwestmonsun, im Herbst der Ostmonsun die Niederschläge. Im Küstenstaat Gabun etwa, fallen südlich vom Golf von Guinea im Frühling durchschnittlich 200 Millimeter und im Oktober knapp 400 Millimeter Regen.
Hierfür eine Möglichkeit zur Vorhersage zu finden ist genauso notwendig wie schwierig. Doch sobald das Klimamodell von Heiko Paeth in Benin funktioniert, lassen sich vielleicht einige Erfahrungen für ein neues Modell übernehmen.
Stand: 21.07.2006