Ein Gebiet der Wissenschaft, aus dem der Zufall kaum wegzudenken ist, scheint die Archäologie beziehungsweise die Paläonthologie zu sein. Ob Überreste alter Kulturen oder versteinerter Organismen, kaum ein Forscher kann im Voraus sagen, ob ihm ein bedeutender Fund gelingt oder nicht.
Neandertaler beinahe weggespült
Trotzdem ist es aber ein Unterschied, ob ein Team gut ausgebildeter Paläoanthropologen auf einer Exkursion in Afrika bei systematischer Suche Knochenfragmente findet, oder ob Arbeiter auf ein nahezu vollständiges Skelett in einer Felsgrotte in der Nähe von Düsseldorf stoßen. Dabei wäre das so entdeckte Skelett aus dem Neandertal beinahe für die Wissenschaft verloren gegangen. Die Arbeiter, die die Höhle für Sprengarbeiten von Lehm säubern sollten, achteten nämlich zunächst gar nicht auf die Knochenstücke. Bis der Grubenbesitzer den Auftrag gab, doch lieber alle Stücke aufzuheben, war schon ein großer Teil mit dem Lehm nach außen gespült worden und musste mühsam wieder eingesammelt werden. Da das Skelett sehr robust war, hielt man es zunächst für die Überreste eines Bären. Bald aber wurde der Fund als Urmensch schlechthin bekannt und oft als Beweis für Darwins Theorien hinsichtlich der Abstammung des Menschen angeführt.
Kläusi und das Ariadne-Tablett
Der römische Silberschatz von Kaiser August – immerhin der bedeutendste spätantike Silberfund nördlich der Alpen – landete beinahe auf dem Müll. Auch er wurde durch Zufall entdeckt, bei Planierungsarbeiten im Dezember 1961. Kläusi, ein kleiner Junge, entdeckte im aufgeschaufelten Erdreich ein komisches Ding, eine Art Tablett. Kläusi nahm das Stück mit in die Schule, ohne zu wissen, dass er das wertvollste Stück eines Schatzes gefunden hatte – das Ariadne-Tablett. Sein Lehrer ahnte davon anscheinend auch nichts, denn er riet dem Jungen, das alte Ding wegzuwerfen. Erst Monate später findet der Amateur-Archäologe Charles Bourcart einen Teil des Silberschatzes und erkennt dessen Wert. Nun erst beginnen die gezielten Ausgrabungen und auch das weggeworfene Tablett von Kläusi kann noch gefunden werden.
Antikes Schiffswrack beim Schwammtauchen entdeckt
Auch eine der größten Sensationen der Archäologie wurde im Jahre 1900 durch Zufall entdeckt. Einige griechische Schwammtaucher der Insel Antikythera fanden bei ihrer Arbeit in 60 Metern Tiefe ein versunkenes Schiffswrack. Es stammte etwa aus der Zeit 87 vor Christus. In monatelanger Arbeit machten sich nun Experten daran, zahlreiche Amphoren, Marmorstatuen und Bronzefiguren zu bergen. Ein kleines Teil aus Bronze fand dabei zunächst kaum Beachtung. Erst zwei Jahre später reinigte der Archäologe Spyridon Stasi das mittlerweile zerbrochene Stück im Archäologischen Nationalmuseum in Athen. Obwohl er dabei Spuren von Zahnrädern entdeckte, fand sein Fund kaum Resonanz in der Wissenschaft.