Im Jahr 1994 sorgt eine merkwürdige Entdeckung für Aufsehen unter den Fischereibeauftragten des Bezirks Oberbayern. Bei Tauchgängen im Starnberger See hat man festgestellt, dass dort ein dramatisches Massensterben bei heimischen Großmuscheln im Gang ist. Fast überall sind die Populationen von Maler- oder Teichmuschel bereits zusammengebrochen oder sogar vollständig verschwunden.
An Stelle lebender Tiere entdeckt man jedoch jede Menge Schalen, die mit zahlreichen Kleinmuscheln der Gattung Dreissena übersät sind. Diese im Volksmund als Dreikantmuschel bezeichneten Weichtiere waren im Laufe des 19. Jahrhunderts aus Asien nach Mitteleuropa eingewandert und hatten sich seitdem in zahlreichen Seen, aber auch im Rhein breitgemacht.
Sporttransfer führte zur Einführung der Dreikantmuschel
Schuld an der Besiedlung immer neuer Lebensräume durch die Dreikantmuschel war – so vermuten die Wissenschaftler heute – der immer weiter zunehmende Sportboottransfer zwischen den Gewässern nach dem zweiten Weltkrieg. Die Larven von Dreissena, die im Sommer in Massen das Wasser bevölkern, können im Bilgewasser der Boote Monate überdauern ohne Schaden zu nehmen.
Wie aber war das gigantische Muschelsterben in dem oberbayerischen See zu erklären? Gab es einen Zusammenhang zwischen der explosionsartigen Vermehrung der Dreikantmuschel und dem Exitus der Großmuscheln? Wissenschaftler des Bayerischen Landesamtes für Wasserwirtschaft und der Fachberatung für Fischerei gingen der Sache auf den Grund. Im Rahmen eines zweieinhalbjährigen Forschungsprojektes im Starnberger See versuchten sie den Ablauf der Katastrophe nachzustellen.