Mit der Zeit nutzten die Siedebetriebe, die so genannten Salinen, immer mehr von Menschenhand erzeugte Sole für die Salzgewinnung. Um die Sole zu produzieren, wurden künstliche Kammern und Höhen in unterirdische Salzlagerstätten gehauen, in die man Süßwasser einleitete. Das Wasser löste dort aus dem umliegenden Gestein nach und nach das Salz heraus. War die Lösung endlich konzentriert genug, wurde sie in die Salinen geleitet, wo sie nach bewährter Methode weiter verarbeitet wurde.
Limitierende Faktoren bei der Salzproduktion waren im Mittelalter vor allem die Konzentration der Sole und der Nachschub an Heizmaterial zum Verdampfen des Salz-Wassergemisches. Quellen mit einem Salzgehalt von 20 Prozent, wie es sie beispielsweise in Bad Reichenhall gab, waren selten. Nur diese lieferten jedoch ein Kilogramm Salz oder mehr beim Sieden von fünf Liter Sole.
Um die gleiche Menge Kochsalz zu gewinnen, musste anderswo doppelt so viel minderwertige Sole verdampft werden. Kein Wunder, dass dort die Menge an verfügbarem Heizmaterial manchmal mit dem Bedarf nicht mehr Schritt halten konnte. Über zum Teil kilometerlange Rohrleitungen aus Eichenholz wurde die Salzgewinnung dann in Regionen ausgelagert, wo noch genügend Brennholz zur Verfügung stand. Riesige Waldgebiete fielen auf diese Weise im Laufe der Zeit der Salzgewinnung zum Opfer.
Der Förderung von Steinsalz begannen die Salzexperten erst im 19. Jahrhundert wieder vermehrt Aufmerksamkeit zu widmen. Den Startschuss gab im Jahr 1812 König Friedrich. Er ließ im württembergischen Jagstfeld nach vorherigen geologischen Untersuchungen eine Probebohrung durchführen in der Hoffnung, auf eine gewaltige Salzlagerstätte zu stoßen.
Nach gut drei Jahren mühevoller Arbeit entdeckten die Wissenschaftler und Techniker in 116 Meter Tiefe zunächst eine Schicht mit hochkonzentrierter Sole. Wenige Monate später drang der Bohrer dann 142 Meter unter der Erdoberfläche, wie von den Experten prognostiziert, in ein großes Steinsalzlager vor.
Ermutigt durch diesen Erfolg begann schon bald überall im deutschsprachigen Raum die Suche nach ergiebigen Steinsalzlagerstätten. Fündig wurde man unter anderem in der Nähe von Stassfurt in Preußen, wo bei Bohrungen Mitte des 19. Jahrhunderts ein gewaltiges Reservoir entdeckt wurde. Schon bald begann dort auch der bergmännische Abbau des Salzes, der der Region im Laufe der Zeit europaweite Bedeutung als Salzlieferant und großen Reichtum brachte.
Damit war endgültig die Ära des Steinsalzes eingeläutet. Es war viel schneller und billiger zu gewinnen als das Siedesalz und der Salzmarkt wurde in kurzer Zeit mit großen Mengen des weißen Goldes „überschwemmt“. Viele der ehemals lukrativen Salinen standen vor dem Ruin und mussten ihre Tore schließen…
Stand: 02.06.2003