Für einige Regionen Deutschlands könnten zukünftig Wassermangel und Waldbrandgefahr geläufige Begriffe werden. Denn die sommerlichen Niederschläge sollen nach den Prognosen der Klimaforscher in Zukunft großflächig abnehmen. Besonders stark trifft es dabei Süd- und Südwestdeutschland sowie den Nordosten des Landes. Hier könnte es bis zum Ende dieses Jahrhunderts ein Minus von bis zu 30 Prozent geben. Ähnliches belegen die Ergebnisse von Modellrechnungen Potsdamer Klimaforscher. Sie ermittelten sogar einen Rückgang der Sommerniederschläge um bis zu 50 Prozent, sollte sich der Klimawandel nahezu ungebremst fortsetzen.
Wolken regnen sich im Westen ab
Zudem deutet sich fast schon eine klimatische Teilung Deutschlands an: Einem zunehmend feuchteren und milderen Nordwesten steht dann ein vor allem im Sommer eher trockener Südwesten und Osten gegenüber. „Insgesamt prägen sich die einzelnen Klimazonen in Deutschland stärker aus“, erklärte Friedrich-Wilhelm Gerstengarbe vom Institut für Klimafolgenforschung in Potsdam (PIK) bereits im Jahr 2003. Ursache dafür ist neben den steigenden globalen Temperaturen eine schon jetzt zu beobachtende Veränderung der so genannten Westwindzirkulation über dem Nordatlantik.
Diese „Hauptlieferantin“ für die Europa überquerenden Tiefdruckgebiete hat sich in den letzten Jahren im Winter verstärkt. Sie transportiert nun immer häufiger regenreiche Tiefdruck-Luftmassen nach Mitteleuropa und vor allem in den Südwesten Deutschlands. Der Osten dagegen geht dabei meist leer aus. Hier hat sich, nach Angaben Gerstengarbes, die Trockenzone inzwischen sogar eher noch nach Norden und Osten ausgedehnt.
Mehr Dürren, mehr Waldbrände
Für Brandenburg könnte das beispielsweise bedeuten, dass Dürreperioden wie im Jahr 2003 zukünftig sogar zur Normalität werden könnten. Die landwirtschaftlichen Erträge würden dabei, so die Prognose der PIK-Forscher, um durchschnittlich zwei bis sechs Prozent sinken, das Waldbrandrisiko hingegen stark zunehmen. Schon jetzt liegen die Niederschläge in Brandenburg um 20 Prozent unter dem deutschlandweiten Durchschnitt – Tendenz abnehmend. Dies belegen Ergebnisse einer Studie der vom brandenburgischen Umweltminister Wolfgang Birthler initiierten Arbeitsgruppe „Landschaftswasserhaushalt“. Sie stellte fest, dass im Sommer in weiten Teilen des Landes mehr Wasser verdunstet als durch Grundwasser neu gebildet wird.
Trinkwasser wird knapp
Eng wird es zukünftig aber ebenfalls für Sachsen-Anhalt und Sachsen: Hier werden zurzeit rund 50 beziehungsweise 61 Prozent des Trinkwassers aus Oberflächenwasser gewonnen. Fällt im Sommer jedoch wenig Regen und die Pegel der Flüsse sinken, dann wird auch das Trinkwasser knapp. Doch selbst die Regionen, die ihr Trinkwasser aus dem Grundwasser fördern, sollten sich keineswegs entspannt zurücklehnen: Sogar sie werden längerfristig vermutlich Probleme bekommen, so die Prognosen der Umweltbundesamt initiierten Studie „Klimafolgen und Anpassung an den Klimawandel in Deutschland“. Denn weil der Wassernachschub in Form von Niederschlägen zurückgeht oder ganz fehlt, sinkt im Laufe der Zeit der Grundwasserspiegel.
Was das bedeutet, zeigte sich vor einigen Jahren bereits im Berliner Raum: In Potsdam, Berlin-Gatow und Berlin-Kladow mussten die Wasserwerke Trinkwasserbrunnen außer Betrieb nehmen, weil sie nur noch versalztes Wasser zutage förderten. Der Grund: Durch den Wassermangel war Salzwasser aus tieferen Gesteinsschichten in den Grundwasserleiter eingedrungen und hatte ihn für die Trinkwassergewinnung unbrauchbar gemacht. In Zukunft, so befürchten die Experten, könnte so etwas noch sehr viel häufiger vorkommen.
Stand: 26.09.2008