Aus archäologischen Funden und schriftlichen Zeugnissen wird klar, dass Ägypten um 1100 vor Christus von einer umfassenden Krise betroffen war. Diese muss jedoch im größeren Zusammenhang betrachtet werden – mit einer Entwicklung, die den gesamten östlichen Mittelmeerraum und Westasien betraf – dem Late Bronze Age Collapse.
Umfassender Niedergang
Ausgelöst durch eine Bandbreite an Stressfaktoren brachen damals über einen Zeitraum von etwa 200 Jahren viele Staaten und urbanen Zentren der Ägäis und Vorderasiens zusammen und verloren an Macht und wirtschaftlichem Einfluss. Dazu zählen die Hochkultur von Mykene, das Reich der Hethiter und auch die Stadtstaaten Kanaans in der Levante. Die Ursachen dieses Niedergangs sind unklar, neben Naturkatastrophen und Migrationsbewegungen steht aber vor allem ein Klimawechsel im Verdacht.
Als Teil des ökonomischen und diplomatischen Netzwerks war Ägypten von diesem großräumigen Zusammenbruch ebenfalls betroffen. Die durch Handel fest etablierten Warenströme und Rohstofflieferungen versiegten. Dadurch war auch in Ägypten aufgrund der veränderten sozio-ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen ein materieller Rückgang zu beobachten – erkennbar unter anderem am Einstellen des umfangreichen Grab- und Tempelbaus oder der materiellen und räumlichen Reduktion des Bestattungsaufwands in oft unmarkierten Kollektivgräbern.
Angepasster Neubeginn
Dennoch kann in der 21. Dynastie von einem kulturellen Stillstand keine Rede sein. Betrachtet man allein die minimierten, neuartig konfigurierten Bestattungsinventare als Indikatoren, zeugen diese von einer besonderen kulturellen Dynamik und intellektuellen Produktivität. Dabei haben die Särge mit ihrer verdichteten religiösen Ikonografie die rituelle/transformative Funktion des früheren dekorierten Felsgrabes übernommen. Mit ihnen wird eine bestehende Tradition der Jenseitsvorsorge fortgeführt, die in Reaktion auf veränderte externe Umstände in eine neue materielle Ausdruckform übersetzt wurde.