Er war Sklavenhalter, einer der wichtigsten Autoren der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung und der Vater der Universität von Virginia: Thomas Jefferson (1743-1826) gilt bis heute als einer der bedeutendsten Präsidenten der USA. Sein aus dem Granit gehauener Kopf ist deshalb auch Teil des Mount Rushmore National Memorials in den Black Hills South Dakotas.
Ein Präsident als Namensgeber
Aber Thomas Jefferson war nicht nur ein erfolgreicher Politiker, sondern auch ein Universalgelehrter. Neben der Archäologie gehörten die Natur- und Gesellschaftswissenschaften und speziell Fossilien zu seinen Steckenpferden. Die Art, die ihm besonders am Herzen lag und mit der er sich lange Zeit ausführlich beschäftigte, war Megalonyx.
Dabei handelt es sich um ein Bison-großes Faultier, das bis vor 11.000 Jahren in vielen Teilen Nordamerikas zu finden war und dabei vermutlich sogar bis nach Alaska vordrang. Jefferson beschäftigte sich unter anderem mit Fossilien des Tieres, die im Jahr 1796 in einer Höhle im heutigen US-Bundesstaat West Virginia gefunden wurden. Er hielt sie aber fälschlicherweise für die Relikte eines Urlöwens, über den er sich mit Forscherkollegen ausführlich auseinandersetzte. Zu seinen Ehren wurde die Art deshalb schließlich sogar Megalonyx jeffersonii genannt.
Der Urvater der Kryptozoologen
In seiner Zeit als Präsident erwies sich Jefferson dann als eine Art Pionier der Kryptozoologie. Dieser umstrittene Forschungsschwerpunkt fahndet nach Fabelwesen und anderen Tieren, die niemand zuvor nachweisen konnte. Es geht aber auch darum, Tierarten (wieder) zu entdecken, die nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft als ausgestorben gelten.
Jefferson selbst hegte Zeit seines Lebens den Verdacht, dass Megalonyx jeffersonii vielleicht doch überdauert haben könnte – und irgendwo in Nordamerika Wälder und Parklandschaften durchstreift. „Meine liebste historische Begebenheit ist diejenige, in der Jefferson Meriwether Lewis von der Lewis und Clark Expedition instruierte nach Megalonyx Ausschau zu halten. Er hoffte, dass sie vielleicht einige davon lebend im Westen Amerikas finden würden“, sagt David Webb, Paläontologe an der Universität von Florida.
Die von Lewis und William Clark geleitete Forschungsreise bereitete zwischen 1804 und 1806 von Saint Charles im heutigen Bundesstaat Missouri aus die spätere Erweiterung der Vereinigten Staaten bis zum Pazifik vor. Die Expeditions-Teilnehmer untersuchten unter anderem die Ureinwohner, aber auch die Geologie und die Tier- und Pflanzenwelt des bis dahin weitgehend unerforschten Gebietes. Auf ein lebendes Exemplar von Megalonyx jeffersonii stießen sie dabei allerdings nicht.
Mapinguari als Riesenfaultier-Kandidat
Doch Jeffersons Fehlschlag hielt moderne Kryptozoologen wie den US-Amerikaner David Oren oder den Brasilianer Ilton DaSilva nicht davon ab, ebenfalls nach längst ausgestorbenen Faultieren zu suchen. Die Abenteurer und Forscher hatten schnell sogar einen Kandidaten im Visier. Ihrer Meinung nach könnte es sich bei dem mythischen Ungeheuer Mapinguari der Cario-Indianer im Amazonasgebiet in Wahrheit um ein Riesenfaultier der Gattung Megatherium oder Mylodon handeln.
Der Legende nach zieht die zyklopenähnliche Kreatur mit langen Armen und Krallen, einem zweiten Maul am Bauch und einem krummen Rücken laut röhrend durch den Regenwald. Ein hochwirksames Drüsensekret soll zudem angeblich dafür sorgen, dass der Mapinguari im Verteidigungsfall einen bestialischen Gestank absondert.
Vergebliche Spurensuche im tropischen Regenwald
„Für mich ist es völlig klar, dass die Legende des Mapinguari auf einem menschlichen Kontakt mit den letzten Riesenfaultieren beruht“, so Oren. „Wir wissen, dass ausgestorbene Arten als Legenden Jahrhunderte überleben können.” Aber ob solche Tiere noch immer existieren, sei eine andere Frage. Er habe mit vielen Menschen gesprochen, die behaupteten, den Mapinguari in abgelegenen Regionen des Amazonas gesehen zu haben. Eine Handvoll davon gab an, sogar direkten Kontakt mit dem pflanzenfressenden Ungeheuer gehabt zu haben.
Doch trotz einiger Expeditionen in den tropischen Regenwald gelang es auch Oren und anderen Kryptozoologen bislang nicht, dem Mapinguari respektive dem dahinter vermuteten Riesenfaultier auf die Spur zu kommen.
Dieter Lohmann
Stand: 10.02.2012