Nicht nur am Boden und im Wasser erholen sich die Wildtierbestände, auch unter den Vögeln gibt es gute Nachrichten: Der Uhu ist ganz knapp der Ausrottung entgangen. Mitte des 20. Jahrhunderts waren die Vorkommen der größten Eulenart abgesehen von einigen winzigen und isolierten Fleckchen vollständig von der Deutschlandkarte verschwunden. Dem rechtzeitigen rigorosen Schutz ist es zu verdanken, dass er nicht vollständig ausstarb.
Jagdköder und Totenvogel
Auch beim Uhu ließ die Jagd die Bestandszahlen bedrohlich schrumpfen – allerdings war der Vogel nicht immer die anvisierte Beute. Bei der „Hüttenjagd“ machte man sich zunutze, dass andere Vögel die tagsüber schlafenden Eulen zu vertreiben versuchen und angreifen. Ein angebundener Uhu diente als Köder, um Raben- und Raubvögel anzulocken. Zu diesem Zweck wurden zahllose Uhu-Junge aus den Nestern „ausgehorstet“, für junge Uhus wurden bis ins 19. Jahrhundert stattliche Prämien gezahlt.
Hinzu kam seit der Antike verbreiteter Aberglaube: Die nächtliche Lebensweise und seine unheimlichen, klagenden Rufe machten den Uhu zum „Totenvogel“. Angeblich brachte er Unheil und Tod mit sich. Außerdem sollten Uhus und andere Eulen Gebäude vor Blitzschlag schützen – wenn man ihre Flügel an die Tür nagelte.
Gefährdete Erfolgsgeschichte
Intensive Bemühungen zum Schutz der großen Eule setzten gerade noch rechtzeitig ein. Die Jagd auf den Uhu ist seit den 1960er Jahren streng verboten. Damals gab es in Deutschland nur noch etwa 40 Uhu-Paare, heute sind es wieder knapp 900. Die Naturschutzorganisation NABU bezeichnet die Rückkehr des Uhus als „eine der größten Erfolgsgeschichten im deutschen Artenschutz“. Dazu gehört auch, dass dem Uhu ehemalige Steinbrüche als Lebensraum zur Verfügung gestellt werden. Die Vögel brüten nämlich bevorzugt an steilen Felswänden, wo ihre Gelege sicher vor Räubern wie Mardern oder Füchsen sind. Ausgedehnte Naturschutzgebiete tragen ebenfalls zum Erhalt der Art in Deutschland bei.
Dem Uhu droht aber weiterhin Gefahr: Statt der gezielten Jagd sind nun Stromschläge die häufigste Todesursache unter den Vögeln. Überlandleitungen und Oberleitungen an Bahnstrecken sind einladende Sitzplätze für Uhus. Wenn die Leitungen jedoch schlecht isoliert oder nur unzureichend geschützt sind, kommen die großen Vögel leicht mit stromführenden Teilen in Kontakt. Entsteht dabei ein Kurzschluss, so sind die Überlebenschancen der Tiere gleich Null. Zumindest für Mittelspannungsleitungen gilt daher seit 2002 per Gesetz, dass sie ausreichend abgeschirmt sein müssen, um diese Verluste zu vermeiden. Der Uhu ist nach wie vor auf besonderen Schutz angewiesen, um zu überleben.
Ansgar Kretschmer
Stand: 04.07.2014