Der Verkehr ist natürlich in Metropolen dieser Größenordnung immer ein besonders schwerwiegendes Problem, so auch in Sao Paulo. Fünf Millionen Autos, 12.000 Busse und 18 Millionen Menschen bewegen sich jeden Tag in den circa 50.000 Straßen, die meistens hoffnungslos überfüllt sind, fort. Das Metronetz ist mit seinen knapp 50 Kilometern Gesamtlänge bei der Beförderung von Zehn Millionen Pendlern vollkommen überlastet. Drei bis Vier Stunden verbringen die Menschen teilweise pro Tag, um zur Arbeit zu kommen und ihre Einkäufe zu erledigen.
Bei starken Regenfällen kommt der Verkehr hier oft zum völligen Erliegen, und auch der Bau einer Ringstraße, Straßendurchbrüche, Tunnels und der ständige Ausbau von Ausfallstraßen, konnte daran bis jetzt nichts ändern. Folge des hohen Verkehrsaufkommens und der Emissionen der ansässigen Industrie ist eine Dunstglocke, die permanent über der Stadt hängt. 7.000 Tonnen Schadstoffe gelangen hier täglich in die Luft. Schon um 1970 wurde der Grenzwert für Kohlendioxid im Jahresmittel an sechs Tagen in der Woche überschritten. Die Beckenlage der Mega-City verhindert einen Luftaustausch, was die schlechte Luftqualität noch verschärft und häufig zu Atemwegserkrankungen bei den Paulistas führt.
Um der Luftverpestung und den verstopften Straßen wenigstens etwas Einhalt zu gebieten, entschloss man sich 1995 dazu, dass Pkws mit der Endnummer Eins oder Zwei Montags nicht gefahren werden dürfen, Dienstags mussten die Autos mit den Endnummern Drei und Vier stillstehen, … Dadurch sollte das Pkw-Aufkommen täglich um 850.000 Autos verringert werden. Gleichzeitig wurden mehr Busse eingesetzt, um die Menschen mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Stadt zu transportieren. Da aber die wenigsten Paulistas sich an die Regeln hielten und auch keine Strafen bei Zuwiderhandlung erfolgten, war dieser Versuch nicht sehr erfolgreich.
Das unvorstellbare Wuchern dieses riesigen Agglomerationsraums, die hohe Industriedichte und das Verkehrschaos verursachen viele Umweltproblemen: Die permanente Flächenversiegelung behindert den Niederschlagsabfluss und innerstädtische Grünflächen verschwinden zusehends. Weiterhin sind auch die hohe Luftverschmutzung, die Gewässerbelastung und die täglichen Probleme bei Abwasser- und Müllentsorgung alarmierend.
Die enorme Wasserverschmutzung hat sogar schon dazu geführt, dass mehrere Flüsse Sao Paulos biologisch tot, und zu Abwasserkanälen verkommen sind. Verwunderlich erscheint das nicht, wenn man weiß, dass überhaupt nur die Hälfte der Metropole Sao Paulos über ein Abwassersystem verfügt und lediglich siebeneinhalb Prozent des Abwassers geklärt wird. Durch das Einleiten ungeklärten Abwassers ist es so auch schon zu Verunreinigungen von Stauseen, die eigentlich die Trinkwasserversorgung gewährleisten sollten, gekommen.
17.000 Tonnen Hausmüll fallen täglich an, und die Abfallentsorgung funktioniert nur in den wenigsten Teilen der Stadt. Das Müllproblem wird durch das Fehlen von offiziellen Deponieflächen, und den dadurch entstehenden ungefähr 350 wilden Müllkippen, noch weiter verschärft. 92 Prozent des Mülls wird deponiert und belasten so Boden, Grundwasser und Luft. Recycling und Kompostierung wird so gut wie gar nicht praktiziert.
Stand: 19.05.2001