Nicht nur die Verteilung der Wassertemperaturen im Indischen Ozean ähnelt denen im Pazifik, sondern auch die Veränderung des ozeanischen Kreislaufs. Der Monsun ist in ein komplexes System aus Temperaturen, Wind und Meeresströmungen eingebunden, dass sowohl die Niederschläge in Indien und Afrika bestimmt, als auch die Wassertemperaturen vor Indonesien und die Verlagerung der Wassermassen beeinflusst.
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Im Osten des Indischen Ozeans steigt vor der indonesischen Küste kühleres Wasser an die Oberfläche während sich im Westen vor der Küste Afrikas warme Wassermassen sammeln. Meeresströme nördlich und südlich des Äquators transportieren das frische Kaltwasser von Osten nach Westen und gleichzeitig führt der Äquatoriale Gegenstrom warmes Wasser von Afrika nach Asien.
Der Nord-Äquatorialstrom kann sich jedoch nur schwach ausbilden, weil die Spitze des indischen Subkontinents den Ozean in zwei nördliche Becken teilt: den Golf von Bengalen und das Arabische Meer. Wie ein „Fähnchen im Wind“ ist der Strom daher abhängig vom Monsun: Der Nordostwind im Winter unterstützt die Strömung und treibt das Wasser von November bis März nach Westen – doch ohne die Hilfe ändert sie die Richtung und fließt im Sommer genau entgegengesetzt nach Osten.
Warmer Ozean
Im Herbst des El Nino-Jahres 1997 bekam der Meeresstrom nach Westen aber noch andere Unterstützung: Der östliche Indische Ozean kühlte deutlich ab und die Wassertemperaturen vor Afrika stiegen stärker als sonst. Die absinkenden Luftmassen von El Nino über Südostasien erhöhten zudem den Druck und führten zu einer Umkehr der äquatorialen Westwinde. Verstärkte Ostwinde trieben nun warmes Wasser Richtung Afrika, das verdunstete und zu einer stärkeren Luftfeuchtigkeit führte. Doch der wärmere Ozean schmälerte den Temperaturunterschied zum indischen Kontinent – der Monsunwind schwächte ab. Gleichzeitig strömte jedoch im Osten die trockene Luft von Indonesien über den Golf von Bengalen, nahm viel Feuchtigkeit auf und brachte so dem Südosten Indiens ungewohnten Regen.
Ob das Phänomen als Einfluss von ENSO auf den Monsun zu werten ist, wissen die Klimatologen noch nicht genau. Eine Forschungsgruppe mit dem deutschen Klima-Experten Mojib Latif hielt 2001 lediglich fest, dass ENSO die Temperaturverhältnisse im Indischen Ozean zwar beeinflusst, aber der Effekt noch nicht ganz klar ist: der Monsun kann entweder verstärkt oder geschwächt werden. Offenbar ist dabei entscheidend, zu welcher Jahreszeit die ENSO-Phänomene ihren Höhepunkt erreichen.
Dann beeinflussen die regionalen Wettersysteme gegenseitig ihre Wind- und Wasserzirkulation. Der Indische Ozean ist wie der Pazifik an das globale Förderband der Weltmeere angebunden: Durch unterschiedliche Temperatur und Salzgehalt hat das Meerwasser regional verschiedene Dichten – Dies ist die treibende Kraft, dass Meeresströmungen weltweit ihre Wassermassen austauschen. Ist der Monsun in einer Saison schwächer, ändert sich daher nicht nur der Nord-Äqatorialstrom, sondern auch die globale Zirkulation– mit Auswirkungen auf die Ozeane und das Klima weltweit.
Das Klima-System Monsun ist daher nicht nur ein regionales Phänomen, das über das Schicksal fast einer Milliarde Inder entscheidet, sondern ebenso ein Rad in der weltweiten Klima-Maschine, die bei Veränderungen im System das Leben der ganzen Menschheit beeinflusst.
Stand: 21.07.2006