Vom Gebiet des ehemaligen Rheingletschers reisen wir weiter Richtung Osten, bis wir im Kempter Wald im Allgäu landen. Genauer gesagt auf dem Gebiet der Gemeinde Durach. Die Region ist dafür bekannt, dass es hier mindestens ein Phänomen gibt das fast genauso häufig ist wie die Waldbäume: Findlinge. Tausende dieser Relikte der letzten Eiszeit verzieren hier die Landschaft und geben ihr ein ganz besonderes „Flair“.
Der mit Abstand größte von ihnen ist der Dengelstein. Sein Name geht auf eine Sage zurück, in der der Teufel eine wichtige Rolle spielt. Danach hat Lucifer immer dann seine Sense an diesem Findling geschärft – im Handwerkerjargon sagt man „gedengelt“ -, wenn es für ihn etwas zu tun gab.
Acht Meter hoch und 1.250 Tonnen schwer
Deutlich handfester als die alten Überlieferungen sind die heutigen Kenntnisse über die Dimensionen des Dengelsteins: Danach ist er acht Meter hoch, besitzt ein Volumen von rund 400 bis 500 Kubikmeter und wiegt nach Schätzungen von Geologen 1.250 Tonnen – mindestens.
Der Findling besteht aus Millionen Jahre alten groben Schottern, die auch unter dem Fachbegriff „Nagelfluh“ bekannt sind. Eine Erklärung für diese ungewöhnliche Bezeichnung liefern Geowissenschaftler um Joachim Eberle: „Es handelt sich um Gerölle und Kiese, die durch karbonatisches Bindemittel zu Konglomeraten ‚waschbetonartig‘ verfestigt sind, und daher im Aufschluss wie eingeschlagene Nägel erscheinen.“
Bekannt ist heute längst auch wie der Dengelstein in den Kempter Wald gelangte. Danach stammt er eigentlich aus der Region Rottachberg/Immenstadt, wo Nagelfluh relativ häufig zu finden ist. Der Iller-Gletscher hat ihn dort vor rund 20.000 Jahren während der so genannten Würm-Eiszeit „Huckepack“ genommen und nach Durach verschleppt.
Huckepack zum Ziel
Wie das genau vor sich ging schildert das Bayerische Landesamt für Umwelt auf seiner Website so: „An seinem Herkunftsort löste sich der Felsblock entweder durch Frostsprengung aus seinem ursprünglichen Verband oder er wurde durch die gewaltige Kraft des Gletschereisstromes abgetrennt.“
Und weiter: „So gelangte er auf die Eisoberfläche und wurde allmählich mit dem Gletscher in das Alpenvorland hinaus transportiert. Neben Felsblöcken unterschiedlichster Größe führte der Gletscher im, auf und unter dem Eis eine große Masse an kleinerem Gesteinsmaterial mit sich. Am Ende der letzten Eiszeit hinterließ der abschmelzende Illervorlandgletscher im Kemptner Wald diese Schuttmassen als Moränendecke.“
Stand: 24.09.2010