Wenn das Kohlenstoffgitter des Diamanten Fremdatome und Fehlstellen enthält, verleiht dies dem Edelstein nicht nur besondere Farben und optische Eigenschaften. Die Dotierung macht den Kristall auch zu einem vielversprechenden Material für die Quantenphysik und Quantenkommunikation.

Minimale Gitterschwingungen
Eine Eigenschaft, die Diamanten zu attraktiven Quanten-Akteuren macht, ist ihre Steifigkeit und thermische „Ruhe“ selbst im kleinsten Maßstab: Regt man einzelne Fremdatome in ihrem Kristallgitter durch Bestrahlung an, reagieren diese darauf mit Änderung ihres Quantenzustands und kurz darauf mit Abgabe eines Photons. Anders als bei den meisten anderen Materialien löst die Energieaufnahme aber kaum Schwingungen im umgebenden Gitter aus. Der Diamant verhält sich damit so wie der Halbleiter Silizium bei extremer Abkühlung auf rund minus 200 Grad.
„Man kann daher von Diamant als Raumtemperatur-Quantenmaterial sprechen“, erklären Physiker der Universität Stuttgart. Heutige Quantencomputer wie Googles „Sycamore“ oder die Quantencomputer von IBM nutzten meist ultrakalte Supraleiter als Basis für ihre Quantenbits. Die starke Abkühlung soll thermische Schwingungen verhindern und so die sensiblen Überlagerungszustände der Qubits vor Störungen bewahren.
Beim Diamant ist eine solche Abkühlung nicht nötig. Die besonderen quantenphysikalischen Bedingungen in seinem Gitter sorgen dafür, dass Veränderungen an einzelnen Stellen des Gitters weitgehend isoliert und abgeschirmt vom Rest der Umgebung stattfinden. Gleichzeitig sind beispielsweise Änderungen der Spins in den Fehlstellen gut zu lokalisieren und nachzuweisen. All dies macht Diamanten zu guten Kandidaten für Quantencomputer, Quantenspeicher oder Repeater in Quantennetzwerken, die schon bei Raumtemperatur funktionieren.