Geologie/physische Geographie

Die allertiefste Tiefsee

Die Entdeckung des Challengertiefs

Am 23. März 1875 befand sich die Challenger an Messpunkt 225, über dem südlichen Ende des Marianengrabens. Erst bei einer Tiefe von 4.475 Faden stießen die Gewichte der Tiefenmessung auf Grund – fast 8.200 Meter. Nie zuvor hatte die Besatzung so viel Wasser unter dem Kiel gehabt. Thomson selbst hatte zuvor noch vermutet, die Ozeane seien nirgendwo tiefer als 4.000 Faden. Der nun entdeckte schier unglaubliche Punkt bekam später den Namen „Challengertief“.

Lage des Challengertiefs im Marianengraben © Wikimedia Commons / Captain Blood (CC BY-SA 3.0)

Tiefer als der Mount Everest hoch ist

Moderne Messungen haben mittlerweile bestätigt, dass ganz in der Nähe des damals vermessenen Punktes in der Tat der tiefste Punkt der Ozeane liegt: Rund 75 Jahre später, im Jahr 1951, vermaß erneut ein Forschungsschiff der Royal Navy die Stelle mit einem modernen Sonar. Der Name dieses Schiffes war ebenfalls HMS Challenger, benannt nach dem berühmten Vorgänger.

Seitdem ist das Challengertief mehrfach vermessen worden, die gefundenen Tiefen reichen dabei von 10.900 bis 11.034 Metern. Grund für diese Abweichungen sind Messungenauigkeiten und die nicht ganz übereinstimmenden Koordinaten der einzelnen Messungen. Gleich drei Punkte in unmittelbarer Nachbarschaft kommen als Anwärter des tiefst gelegenen Ortes auf Erden in Frage. Zum Vergleich: Stünde der Mount Everest im Challengertief, wäre sein Gipfel noch immer mehr als zwei Kilometer unter der Wasseroberfläche.

Während schon zwölf Menschen auf dem Mond waren, haben erst drei Personen in zwei Tauchgängen das Challengertief aus der Nähe gesehen. Die erste Mission dieser Art war der Tauchgang des Bathyscaphen „Trieste“, gesteuert von Jacques Piccard und Don Walsh im Jahr 1960. Sie tauchten mit ihrem Spezialgefährt auf eine gemessene Tiefe von 10.916 Metern.

Das Tauchboot "Deepsea Challenger" (Schema) © Wikimedia Commons / Zuckerberg (CC BY-SA 3.0)

Tauchen in die tiefste Tiefe

Die Pioniere beobachteten selbst in dieser lebensfeindlichen Umgebung Lebewesen. Den Boden beschrieben sie als „algigen Schleim“. Drei unbemannte Tauchboote haben seitdem bestätigt, dass selbst am tiefsten Punkt der Weltmeere noch Leben möglich ist: Sie wiesen Mikroorganismen, einzellige Algen, Seegurken, Würmer und Krebse nach.

Erst mehr als 50 Jahre später, im Jahr 2012, machte sich erneut ein Mensch auf den Weg in die Tiefe. Der Filmregisseur James Cameron ließ speziell für diesen Zweck ein Tauchboot konstruieren. Das Gefährt erhielt den Namen „Deep Sea Challenger“ – nach der Tiefe, und damit indirekt auch nach dem Forschungsschiff der ursprünglichen Entdecker.

Die erste Challenger war nach dieser Entdeckung noch lange nicht am Ziel ihrer Reise. Nach einem Aufenthalt in Japan folgte die lange Fahrt über den Pazifik. Ein halbes Jahr dauerte die Überfahrt: Erst weit nach Osten, dann südwärts und wieder nach Osten, bis zur chilenischen Hafenstadt Valparaiso. Durch die Magellanstraße führte der Kurs zurück in den Südatlantik. Die Heimreise sollte noch fast ein weiteres halbes Jahr dauern.

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Ansgar Kretschmer
Stand: 24.07.2015

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Der Anfang der Ozeanographie
Die Expedition des Forschungsschiffs "Challenger"

Wissenschaftliche Aufbruchstimmung
Die Tiefsee: lange vernachlässigt – aber lebensfeindlich?

Die Reise geht los
Vorbereitungen und die erste Messung

"Zweitausend Faden und kein Grund!"
Zeitraubende Forschung im Atlantik

Bizarre Funde nach harter Arbeit
Thomson beschreibt erste Resultate

Vom Golfstrom bis in die Antarktis
Südwärts durch den Atlantik

Der Kapitän geht von Bord
Veränderungen während der Reise

Die allertiefste Tiefsee
Die Entdeckung des Challengertiefs

Eine Flut an Proben und Daten
Die Challenger-Berichte: 50 Bände in 19 Jahren

Ozeanographie heute
Das Vermächtnis der Challenger

Diaschauen zum Thema

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