Jeder kennt es, dieses Gefühl der Angst, das sich anschleicht, wenn man alleine eine dunkle Gasse durchquert, die Balkontür nachts beginnt zu klappern oder wir als Kind nachts nicht vor dem Bett stehen wollten, weil wir Panik hatten, eine Hand greife blitzschnell um unsere nackten Knöchel. Oft ist Angst ein Hirngespinst, das sich in unseren Köpfen festsetzt und uns im nächsten Augenblick lächerlich vorkommt. Doch auch wenn das, wovor wir Angst haben, oft unreal und ungefährlich ist, der Spuk in unserem Kopf ist da.
Angst ist Lebensretter
Und das ist auch gut so: Angst hat ihren Grund. Sie ist eine der besten Schutzfunktionen unseres Körpers, ohne die der Mensch wahrscheinlich schon lange ausgestorben wäre. Jagt uns etwas Angst ein, sind wir in Sekundenschnelle in Alarmbereitschaft. Körper und Geist sind hochkonzentriert, leistungsbereit und stellen sich auf Kampf oder Flucht ein. Das Unterbewusstsein übernimmt kurzerhand das Ruder über den Körper und erst nach einem kurzen Moment schaltet sich das Bewusstsein ein und analysiert die Situation. Aber kommt es hart auf hart, nehmen wir blitzschnell die Beine in die Hand und rennen wortwörtlich um unser Leben.
Dabei spielt unser Gehirn die große Rolle. Auf der einen Seite hat es Instinkte gespeichert, die urmenschlich sind und uns in einigen Gefahrensituationen noch genauso reagieren lassen wie unsere Vorfahren vor Abertausenden von Jahren. Auf der anderen Seite ist es sehr lernfähig – und das muss es sein, um in jedem Zeitalter neue Ängste vor modernen Gefahren entwickeln zu können. So kann unser Gehirn alte und neue Gefahrensituationen erkennen und einschätzen, ohne sie konkret erlebt zu haben. Das beklemmende Gefühl lässt uns dann oft unbewusst einen großen Bogen um diese Situationen machen.
Angst ist nicht immer logisch
Dabei hat Angst viele Gesichter und ist oft allgegenwärtig. Sie ist rational oder irrational und erscheint bei Spinnen, Schlangen, Prüfungen, Höhe oder engen Räumen. Bei der Angst lässt sich zwischen drei Arten unterscheiden: Der Existenzangst, in der wir unser Leben und unsere Gesundheit durch irgendwen oder irgendetwas bedroht sehen. Bei der sozialen Angst fürchten wir uns viel mehr davor beschämt zu werden und bei der Leistungsangst sorgen wir uns darum zu versagen. Der Begriff Angst umfasst dabei das unbegründete und objektlose Gefühl in uns, Furcht hingegen bezieht sich auf eine konkrete Gefahrensituation.
Zwischen gesunder Angst und Angststörung
Gemeinsam haben all diese Ängste, dass sie die gleiche Palette an Symptomen hervorrufen, jedoch in verschieden starker Ausführung und Variation. Verantwortlich dafür sind verschiedene Bereiche im Gehirn, die aktiviert werden und dem Körper Signale schicken, um zu reagieren. Die meisten Symptome kennen wir alle: Herzrasen, ein beklemmendes Gefühl, schwitzige Hände, Körperstarre und vieles mehr.
Aber Angst kann auch in Panik übergehen, die sich durch Brustschmerzen, Atemnot, Übelkeit und Schwindel äußern kann. Entsteht jedoch aus dem normalen Gefühl eine immer wiederkehrende Panik, die keinen Bezug mehr hat zur realen Gefahr, spricht man von einer Angststörung. Diese kann sich soweit steigern, dass die Angst vor der Angst bereits zur nächsten Panikattacke führt. Hier reden Experten von einer pathologischen Angst, die Betroffene im Alltag so sehr einschränken, dass eine Therapie notwendig werden kann.
Marie Ahrweiler