Es kommt nicht von ungefähr, dass immer häufiger Stoßzähne von Mammuts aus dem Boden herausragen: Der Dauerfrostboden ist auf dem Rückzug. Die Permafrostgrenze in Kanada ist während des letzten Jahrhunderts um etwa 100 Kilometer nach Norden gewandert. In Sibirien wird sich die Grenze noch um mehr als 100 Kilometer zurückziehen, wenn die Klimaerwärmung anhält. Und in den Alpen wird die untere Permafrostgrenze vermutlich um mehrere hundert Meter ansteigen.
Permafrost ist instabil, auch wenn sein Name anderes vermuten lässt. Seine Existenz nahe am Schmelzpunkt macht ihn anfällig für Temperaturerhöhungen. Dies gilt besonders für den diskontinuierlichen Dauerfrostboden, dessen Temperatur nur knapp unter 0° Celsius liegt. Die Auftauschicht senkt sich immer weiter ab, bis irgendwann der Winterfrost nicht mehr bis zum Permafrostspiegel vordringt. Damit ist das Schicksal des Permafrosts besiegelt. Kommt es zu keiner Abkühlung des Klimas, wird er auftauen. Das vollständige Abschmelzen des Permafrostkörpers dauert allerdings Jahrzehnte bis Jahrhunderte.Die Tendenzen sind jedoch nicht überall einheitlich. In Nordost- und Nordwestkanada wurde eine Abkühlung des Permafrosts registriert.
Was passiert wenn der Permafrost abschmilzt?
Zum einen verändert sich das Landschaftsbild in Gebieten mit viel Bodeneis komplett. Das Schmelzwasser läuft ab und der Boden kann um zehn Meter oder mehr absinken. Die Senken füllen sich mit Wasser, es bilden sich Seen, Torfmoore oder Wiesen. Es folgen Überschwemmungen, Wälder „ertrinken“ regelrecht und die Erosion des Bodens nimmt zu.
Zum anderen büßt der Permafrost seine Tragkraft ein. Auf dem wasserdurchtränkten, weichen Auftauboden geraten Konstruktionen ins wanken. Schäden an Gebäuden, Straßen, Pipelines treten bereits heute auf und werden durch die Klimaerwärmung noch zunehmen.
Das Klimakarussell dreht sich weiter
Besonders brisant ist die Tatsache, dass degradierter Permafrost seinerseits wiederum zur Klimaerwärmung beiträgt. Abgestorbene Pflanzenteile werden im Permafrost unzersetzt konserviert. Taut der Boden auf, beginnt der Abbau des organischen Materials durch Bakterien und große Mengen an Kohlendioxid und Methan – beides wichtige Treibhausgase – entweichen in die Luft.
Der Treibhauseffekt und somit die Klimaerwärmung können so noch weiter angeheizt werden. Denkbar wäre aber auch mehr Pflanzenwachstum, angeregt durch den höheren Kohlenstoffausstoß. Pflanzen veratmen Kohlenstoff und könnten einer Temperaturerhöhung entgegen wirken.
Satte 14 Prozent des weltweit in Böden gebundenen Kohlenstoffs liegt im Schoß des Permafrosts. 450 Gigatonnen macht das in etwa aus. Das ist eine beträchtliche Menge, denn alle vom Menschen produzierten Treibhausgase machen „nur“ etwa sechs Gigatonnen pro Jahr aus. Die Bedeutung des Permafrosts für die globale Klimaentwicklung ist daher nicht zu leugnen.
Stand: 27.02.2002