150 Jahre war er aus Deutschland verschwunden. Mit dem Abschuss des letzten heimischen Wolfes hatte der Mensch über den einst erfolgreichsten Jäger unserer Breiten gesiegt. Doch jetzt kehrt das Raubtier zurück.
Jahrelang schon waren polnische Wölfe immer wieder nach Brandenburg und Sachsen gekommen. Doch die meisten von ihnen blieben nur auf einen kurzen Besuch und hinterließen nur ihre Spuren. 1996 aber beobachtet Bundesförster Rolf Röder zufällig einen Wolf in der Oberlausitz. Etwas Besonderes zwar, aber keine Sensation. Ungewöhnlich ist jedoch, dass danach immer wieder Spuren auftauchen, die von demselben Wolf stammen könnten. Ist es diesmal mehr als ein kurzer Besuch?

Zwei Jahre später beobachtet Revierleiter Rüdiger Preißner erstmals zwei Wölfe zusammen. Die von ihm verständigten Wolfsforscher hoffen, dass es ein Pärchen ist und dass die Tiere diesmal gekommen sind, um zu bleiben. Im Jahr 2000 schließlich ist die Sensation da: Die Wölfe haben vier Welpen gezeugt, die ersten „deutschen“ Wölfe seit 150 Jahren. Sie leben in der Muskauer Heide nahe der polnischen Grenze auf einem Truppenübungsplatz. Im folgenden Frühjahr bringen die Muskauer Wölfe wieder zwei Welpen zur Welt. Mit ihren vier Jährlingen sind sie jetzt schon zu Acht in ihrem Rudel. Im Winter 2001 verlassen die Ältesten das Rudel. Auch in den folgenden Jahren bekommt das Wolfspärchen in Muskau Welpen. Die Jährlinge jedoch wandern alle wieder ab, ohne das die Wissenschaftler wissen wohin.
Im Jahr 2003 wird etwas weiter westlich, in der Neustädter Heide, eine Wölfin gesichtet. Wie sich herausstellt, stammt sie aus dem ersten Wurf des Muskauer Pärchens. Die Hoffnung auf ein zweites Rudel wächst. Im Frühjahr 2003 bekommt die „Neustädter Wölfin“ tatsächlich neun Welpen. Doch bald erfüllt sich ein böser Verdacht der Wolfsforscher: Da die Wölfin keinen Artgenossen fand, hatte sie sich mit einem Hund gepaart – die Welpen sind Mischlinge. Fünf sterben direkt, zwei etwas später. Die beiden Verbliebenen werden eingefangen und in ein Tiergehege gebracht, damit sie in freier Wildbahn nicht weitere Mischlinge zeugen.