Worauf die Heilwirkung bestimmter Pflanzen genau beruht, ist oft schwer zu sagen. Denn sie enthalten meist Gemische aus verschiedensten Substanzen, so dass es schwerfällt eine Wirkung eindeutig einem einzigen Inhaltsstoff zuzuweisen. Untersuchen Wissenschaftler einen isolierten Wirkstoff, zeigt dieser daher oft nicht die gleiche Wirkung wie das Pflanzenextrakt. Oft kommt erst im Zusammenspiel der Inhaltstoffe die Wirkung zustande. So gilt beispielsweise das Azulen als der Hauptwirkstoff der Kamille. Azulen alleine ist jedoch längst nicht so heilsam wie Zubereitungen aus der ganzen Pflanze.
Ätherische Öle
Ätherische Öle sind Gemische aus leicht flüchtigen Pflanzeninhaltsstoffen, darunter Alkoholen, Aldehyden, Ketonen und Äthern. Sie sind es, die vileen Pflanzen ihren charakteristischen Geruch geben. Eucalyptus, Kamille, Pfefferminze, Lavendel, Fichte und Kiefer enthalten sie in größeren Mengen. Der Name Öle ist allerdings irreführend: Ein Tropfen, auf ein Filterpapier gebracht, verdunstet, ohne einen Fettfleck zu hinterlassen.
Viele ätherische Öle wirken desinfizierend, sie töten Bakterien ab oder erschweren eine Ansiedlung von Mikroben. Auf die Haut aufgebracht, sorgen die meisten von ihnen zudem für eine vermehrte Durchblutung. Dies wird zum Beispiel in vielen „Rheumasalben" genutzt.
Alkaloide
Alkaloide sind im Pflanzenreich sehr verbreitet, von heilsam bis tödlich ist dabei alles vertreten. So reichen schon fünf bis zehn Milligramm des aus dem Eisenhut gewonnenen Aconitin, um einen Menschen zu töten. Das gleiche Gift entfaltet jedoch in geringeren Dosen duchaus eine heilsame Wirkung: Es kann beispielsweise als schweißtreibendes Mittel eingesetzt werden.
Ebenso giftig , aber dabei auf das Nervensystem wirkend, sind Alakaloide wie Strychnin. Die in den Samen der Brechnuss enthaltene Verbindung führt bei Säugetieren und beim Menschen zu heftigsten Krämpfen. Das Gift führt dazu, dass die hemmenden Synapsen, im Nervensystem gewissermaßen die „Sicherungen“ gegen Überreizungen, ausfallen. Umgekehrt bewirkt das Chelidonin aus dem Milchsaft des Schöllkrauts das Gegenteil: Es lindert Krämpfe bei Epilepsie und wird auch als Schmerzmittel eingesetzt.
Ein „Januskopf“ unter den Alkaloiden ist das Opium, gewonnen aus dem getrockneten Milchsaft des Schlafmohns. Als Suchtmittel verschrien, geht in der modernen Schmerzmedizin jedoch kaum mehr etwas ohne Opiate. Nahe jede Narkose oder örtliche Betäubung beruht auf der Wirkung eines Opium-Abkömmlings. Opium, das Rohmaterial sowohl für Suchtmittel als auch für Schmerzmittel, ist zu 20 bis 25 Prozent ein Gemisch verschiedener Alkaloide, darunter Morphin (Morphium), Noskapin, Thebain, Codein, Papaverin und Narcein.
Weitere bekannte Alkaloide sind die Solanine, die in den grünen Teilen der Nachtschattengewächsen, wie in den Früchten der Kartoffelpflanze oder vergrünten Kartoffelknollen, in unreifen, grünen Tomate oder der Tollkrische, enthalten sind. Tödlich, wenn geschluckt oder getrunken, helfen sie rein äußerlich angewendet jedoch gut gegen Ekzeme.
Und auch in unserer täglichen Tasse Tee oder Kaffee geht es nicht ohne Alkaloid: Auch Koffein und Teein gehören zu diesen Pflanzeninhaltsstoffen.
Stand: 23.02.2007