Die Skepsis gegenüber der Vielzahl der Krankheitssymptome, für die Amalgam verantwortlich gemacht wird, ist verständlich. Reichen diese doch von A wie Antriebslosigkeit bis Z wie Zittern. Sicherlich neigt ein Kranker, der seine Leiden auf Amalgam zurückführt, schnell dazu jegliche Befindlichkeitsstörung – sei es Konzentrationsschwäche, Müdigkeit, Unruhe, Reizbarkeit oder Kopfschmerzen – seinen Quecksilberplomben zuzuordnen. Dennoch, auch diese Symptome passen häufig in das Gesamtbild einer Amalgamerkrankung.
Dabei ist es ein weitverbreiteter Irrglaube, dass nur bei Menschen, die eine Allergie gegen den Füllstoff entwickelt haben, gesundheitliche Schäden auftreten können. Es ist jedoch die chronische Überlastung des Organismus mit den überaus giftigen Schwermetallen Quecksilber und Zinn, die vielen zu schaffen macht.
Amalgamkranke zeigen in der Regel die typischen Symptome einer Quecksilbervergiftung wie sie in der Medizin seit langem bekannt sind. Zwar entwickeln viele Amalgamträger eine Allergie, dennoch spielt diese bei einer krankmachenden Wirkung des Amalgams eine untergeordnete Rolle. Niemand würde schließlich nach der Einnahme von Zyankali behaupten, eine Allergie gegen das Gift wäre sein Problem.
Einmal abgesehen von akuten Vergiftungsschüben wie sie beim Legen oder auch Entfernen der Plomben auftreten können, geschieht die Belastung des Organismus langandauernd und in kleinen Dosen – die für sich gesehen nicht unbedingt schädlich sind. Nicht die Einzeldosis, sondern die akkumulierte Wirkung des Giftes wird zur Gefahr.
Ob und wie Amalgam krank macht, entscheidet die körperliche Konstitution des Einzelnen. So vertragen manche Amalgamträger eine hohe Zahl an Füllungen besser als andere, die schon bei wenigen Füllungen heftige Symptome entwickeln. Der Entgiftungsmechanismus des Körpers – über Niere und Haut – ist dann überfordert, denn er kann die angesammelten Giftmengen nicht mehr bewältigen. Ihre schädliche Wirkung kann immer weniger ausgeglichen werden, der Vergiftete wird zunehmend kränklicher. Die hohe Halbwertszeit des Quecksilbers von 18 Jahren macht zudem deutlich: das Gift bleibt für sehr lange Zeit im Körper.
Bei der unterschiedlich ausgeprägten Entgiftungsfähigkeit des Körpers spielt oft die Vorbelastung mit anderen Umweltgiften – etwa durch eine langjährige Exposition mit Wohnraumgiften wie Holzschutzmittel oder Formaldehyd – eine Rolle. Forscher halten es zudem für möglich, dass bereits im Mutterleib eine Belastung des Ungeborenen stattfindet.
Quecksilber wird als schweres Nerven- und Immungift eingestuft, das den Körper an vielen Stellen gleichzeitig schädigt. Es besitzt eine hohe Affinität zu Schwefel, welcher im Körper vor allem in den Proteinen von (Nerven)zellen und in vielen lebenswichtigen Enzymen vorkommt. Dort lagert sich Quecksilber an und legt so Stoffwechselvorgänge lahm und blockiert Enzyme. Schutz vor der Beeinflussung des sensiblen Nerven- und Hirnstoffwechsels bietet die so genannte „Blut-Hirn-Schranke“. Quecksilbers vermag jedoch durch die im Organismus stattfindende Umwandlung in organisches Methyl-Quecksilber diesen Filter zu passieren.
Zudem stellt sich ein höchst bedenklicher Effekt ein: Quecksilber bindet andere in Nervenzellen abgelagerte Gifte wie Dioxine, Pestizide, Formaldehyd. Die verschiedenen Schadstoffe potenzieren sich in ihrer Giftwirkung. So verstärkt Formaldehyd die schädliche Wirkung des Quecksilbers um ein Vielfaches. Experten sehen darin eine Erklärung, warum Amalgamgeschädigte so empfindlich gegenüber anderen Umweltgiften reagieren.
Stand: 21.05.2002