Diese Nachricht erschütterte 2006 die Fachwelt – nicht nur in Italien: Die kapitolinische Wölfin, das berühmte Sinnbild der römischen Antike, das bislang als etruskischitalisch galt, wurde zweifelsfrei als ein Artefakt aus dem Mittelalter »entlarvt«. Dass die beiden Menschenkinder, die an den Zitzen der Wölfin trinken, nachträglich in der Renaissance hinzugefügt worden waren, war schon bekannt.
Kopie aus dem Mittelalter
Nun aber wurde durch Material- und Technikanalysen belegt, dass es sich bei der Wölfin um einen mittelalterlichen Guss des 12. / 13. Jahrhunderts handeln muss – um die Kopie eines wohl stark
beschädigten antiken Originals. Die mittelalterlichen Bronzegießer hatten diesem eine Negativform abgenommen, die beschädigten Stellen ergänzt und die Wölfin neu gegossen. Viele Archäologen und Kunsthistoriker taten sich schwer, den vermeintlichen Sturz der Ikone zu akzeptieren, war die Wölfin doch ein Symbol für das antike Rom und für die glanzvolle Vergangenheit Italiens.
„Die neuen, aufgrund von sorgfältigen herstellungstechnischen, restauratorischen und naturwissenschaftlichen Untersuchungen sowie der Interpretation einer mittelalterlichen Textquelle gewonnenen Erkenntnisse schlagen in der Objektbiografie dieses hoch bedeutenden Bildwerkes ein völlig neues Kapitel auf“, meint Hans-Markus von Kaenel, der sich seit Jahren mit römischen