Als Lebensraum bevorzugt der Rothund tropische und subtropische Trockenwälder, auch Wald-Grasland-Mosaike, in seinen raren nördlichen Verbreitungsgebieten wie im Altai auch alpine Steppen bis auf 3.000 Meter hinauf. Auch Sekundärwälder und degradierte Wälder besiedelt er, bloß offene Landschaften meidet er in den Niederungen. Die Streifgebiete eines Rudels umfassen 40 bis 83 Quadratkilometer, wurde in Indien ermittelt. Aus Thailand sind kleinere Bewegungsradien bekannt.
„Bestände ausgedünnt“
Ihr Verbreitungsgebiet sei groß, aber die Bestände seien ausgedünnt, sagt der Zoologe Bhaskar Acharya. „Halbwegs sicher“ seien die Wildhunde in Zentralindien, in den West-Ghats, der Bergkette nahe Indiens Westküste, und in den großen Waldgebieten Nordostindiens. „Es gibt aber überall Verlust von Lebensraum, das Verschwinden von Beutetieren und gelegentliche Ausbrüche von Krankheiten.“
Acharya hat über die Wildhunde im zentralindischen Pench Tigerreservat promoviert. „Das Rudel, dem ich gefolgt bin“, erzählt der 42jährige Inder, „wurde fast ausgerottet, weil es vergiftetes Fleisch fraß, das für einen Leoparden bestimmt war.“ Raubtiere, die Vieh reißen, mit Rattengift zu liquidieren, ist eine in Asien und Afrika weitverbreitete Methode.
In Kasachstan und Russland hat die Unart, mit vergifteten Ködern gegen Wölfe vorzugehen, zum Niedergang der Wildhunde beigetragen. Oft fraßen die Wildhunde, was für viehreißende Wölfe bestimmt war.
Den Bedrohungsstatus des Rothundes hat die Weltnaturschutzunion IUCN zuletzt von „gefährdet“ auf „stark gefährdet“ angehoben, in Indien gilt die Art laut Roter Liste als „gefährdet“ – es seien „keine guten Zeiten für Rothunde“, sagt Acharya. Der indische Biologe Asir Jawahar Thomas Johnsingh von der Nature Conservation Foundation im zentralindischen Mysore schätzt den Bestand gar auf nur noch etwa 2.000 erwachsene Individuen.
Krankheiten, Jagd und Lebensraum-Verlust
Er glaubt, dass Krankheiten wie Räude und die Tollwut, die von Dorfhunden und Schakalen übertragen werde, die größte Gefahr für die Tiere seien. „Rothunde verschwinden plötzlich aus einer Gegend, und dann dauert es Jahre, bis sie wieder zurückkehren“, berichtet er. Das könne mit Krankheiten zu tun haben, die verwilderte Hunde übertragen.
In den vergangenen Jahrzehnten seien die Abholzung von Wäldern, Beweidung und der Rückgang von Beutetierpopulationen – durch Jagd und Lebensraumverlust – für den dramatischen Niedergang der Rothunde verantwortlich gewesen. Im kolonialen Indien gerieten die Hetzjäger selbst oft zur Zielscheibe, galten sie manchem Jäger doch als Konkurrent ums Großwild und wurden als „Schädling“, sobald irgendwo gesichtet, sofort eliminiert. Auf ihre Tötung, vor allem die der Jungen, wurden Prämien gezahlt.
Indirekte Wilderei-Folgen
Der indische Biologe AJT Johnsingh sieht die Rothundvorkommen trotz aller Probleme in Indien „für die nächsten Jahrzehnte als gesichert“ an. Zu ihrem Schutz müsse aber nicht nur das Wildern von Sambarhirsch & Co. unterbunden werden. Es brauche Tollwutimpfungen für Dorfhunde und Entschädigungen für Viehhalter, wenn Rothunde aus Nahrungsmangel doch mal eine Kuh oder Ziege reißen. Und verwilderte Hunde müssten erlegt werden, fordert der Biologe.
Direkter Wilderei seien die Wildhunde heute nur vereinzelt ausgesetzt, und zwar dort, wo ihr Schutz nicht rigide durchgesetzt werde. Viehzüchtern bereiteten sie eher wenig Ärger, berichtet Bhaskar Acharya. Indirekt setzt die Wilderei den Hunden aber dennoch zu – wenn sie ihre Beutetierarten wie Sambar- oder Axishirsch betrifft. Und, so Bhaskar Acharya: „Seine natürliche Beute verringert sich auch mit dem Verlust von Lebensraum.“
Der Australier Matt Hayward sieht für die Zukunft der Wildhunde in Indien aber keineswegs schwarz. Indien unternehme viel für deren Schutz – und überprüfe auch die Anstrengungen. „Ich denke, die Zukunft für die großen Raubtiere Indiens ist glänzend.“
Kai Althoetmar
Stand: 09.09.2016