„Vor tausenden von Jahren war die Erde trocken und das Leben drohte zu Grunde zu gehen. Die einzige Möglichkeit zu einer Rettung sah der König Bhagiratha darin, die Götter zu bewegen, den himmlischen Strom auf die Erde zu schicken. Tausend Jahre betete der König zur Göttin Shiva bis diese ihm schließlich einen Wunsch gestattete. Bhagiratha bat, dass Ganga, die Göttin der Fruchtbarkeit auf die Erde käme und Wasser bringe. Die Macht von Ganga war jedoch so stark, dass sie beim Kontakt mit der Erde diese zerspalten hätte. Daher gelangte sie auf dem Kopf von Shiva auf das Land und schenkte den Menschen einen Fluss.“
Seit jenem Tag gibt es laut der indischen Mythologie den nach der Fruchtbarkeitsgöttin benannten Ganga. Er rettete das Leben und verkörpert die Kraft der Götter. Sein Wasser ist daher heilig. Nach hinduistischem Glauben erlöst es die Menschen von ihren Sünden und mit seiner Macht kann ein Hindu sogar den Wiedergeburtszyklus durchbrechen, in dem er sonst für lange Zeit gefangen wäre.
Entlang des Ganges liegen daher viele heilige Orte. Am seinem Oberlauf finden sich sogenannte Ashrams, Zentren für religiöse Studien und Meditation. Hier leben zahlreiche Sadhus, heilige Priester, die der Welt entsagt haben und sich ganz auf spirituelle Übungen konzentrieren. Aber auch viele andere Hindus kommen zur Meditation an das Gangesufer. Vor allem kommen sie jedoch, um im Wasser ihre heiligen Waschungen vorzunehmen. Auch hierfür gibt es ganz spezielle Orte. Dort wo andere große Flüsse in den Ganges münden, haben sich heilige Städte entwickelt. Die bedeutendste ist Allahabad. Alle sieben Jahre versammeln sich hier Millionen von Hindus, um sich von ihren Sünden rein zu waschen.
Der Ganges ist längst zum Mythos geworden. Weltweit zieht er die Menschen in seinen Bann. Schließlich gilt das heilige Wasser auch als Wundermedizin gegen Krankheiten. Und so wird das kostbare Nass in Flaschen und Kanistern um die ganze Welt geschickt.
Stand: 30.06.2001