Die von der Arbeitshälfte entnommenen Proben haben unterdessen ihren Weg von den Sichtungstischen durch die Labors der JOIDES fortgesetzt. Am „nächsten dran“ sitzen die Paläontologen, die die Sedimentproben mithilfe von Binokularen und Mikroskopen nach Spuren von Fossilien durchsuchen. In ultradünne Scheiben geschliffen und unter Spezialmikroskopen betrachtet, entwickeln die scheinbar so eintönig grauen Sedimente ungeahnte Formen und Farbenpracht.
Während die Paläontologen noch Stunden über ihren Mikroskopen sitzen werden und die Dünnschliffe der Sedimente betrachten und auswerten, wird bei den Chemikern im wahrsten Sinne des Wortes unter Hochdruck gearbeitet. Eine hydraulische Presse quetscht aus der nur wenige Gramm schweren Probe jedes Quentchen an Wasser heraus, das sich zwischen den Sedimentteilchen befindet. Automatisierte Analysegeräte testen anschließend die Menge und Zusammensetzung dieses Porenwassers und tragen mit ihren Ergebnissen ein weiteres Datenpuzzleteilchen zur Entschlüsselung des Bohrkerns und seiner Geschichte bei.
Nachdem die Arbeitshälfte auch eine gründliche Durchleuchtung im Röntgenlabor der JOIDES hinter sich hat, ist sie nahezu am Ende ihres Weges angelangt. Nachdem die wichtigsten Eigenschaften des Bohrkerns vor Ort untersucht und protokolliert worden sind, geht es nun um den für viele Forscher wichtigsten Teil der Prozedur: die Verteilung der Proben für die weitere Forschung. Denn die bisherigen Analysen haben bestenfalls die Oberfläche der gewaltigen Datenmenge angekratzt, die der Bohrkern noch in sich birgt. Die eigentliche Forschung beginnt oft erst nach dem Ende der Bohrfahrt, wenn die Wissenschaftler in ihren Labors weitere, endlose Datenkolonnen auswerten, testen, Diagramme interpretieren und Modelle erstellen.
Zu Beginn der Verteilung markiert jeder Forscher mit einem Fähnchen die Schicht des Bohrkerns, von der er eine Probe zur zukünftigen Untersuchung haben möchte. Die letztendliche Entscheidung über das „wer kriegt was“ fällen allerdings die wissenschaftlichen Leiter der Fahrt, denn nicht immer herrscht dabei Einigkeit über eventuelle Prioritäten. Ein Journalist des australischen Senders ABC verglich die Probenverteilung – nicht sehr schmeichelhaft – sogar mit dem Kampf von Hyänen um ein Stück Fleisch.