Tee gilt schon seit Jahrtausenden als Getränk mit heilender Wirkung. Er soll das Leben verlängern, die Durchblutung fördern, die Zellen und Organe gegen Entzündungen schützen und sogar gegen Krebs wirksam sein. Aber warum?
Catechine und Theaflavine – die Gesundmacher
Verantwortlich für die gesundheitsfördernden Effekte des Tees sind tausende verschiedener Pflanzeninhaltstoffe – und längst nicht alle von ihnen sind bislang analysiert und beschrieben. Neben dem Koffein enthält ein grünes Teeblatt unter anderem 20 bis 35 Prozent Polyphenole, sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, darunter vor allem die sogenannten Catechine. Diese Flavonoide verleihen dem Tee nicht nur seinen leicht bitteren Geschmack, sie gelten auch als die Hauptverantwortlichen für die gesunde Wirkung des Tees.
Weil die Teeblätter für den grünen Tee nur getrocknet und zerkleinert werden, bleiben die Catechine in ihm weitgehend erhalten. Lange galt daher vor allem der grüne Tee als der Gesundmacher unter den Teesorten. Doch auch der schwarze Tee enthält reichlich gesunde Inhaltsstoffe, wie man inzwischen weiß. Durch die Fermentation der Teeblätter wird das Catechin in ihnen in
sogenannte Theaflavine umgewandelt. Und auch diese Polyphenole haben sich verschiedenen Tests als gesundheitsfördernd erwiesen, unter anderem wirken sie antibakteriell und sogar antiviral. Zudem sollen sie den Cholesterinspiegel senken können.
Bis zu 10.000 verschiedene Verbindungen in einem Tee
Unklar blieb allerdings lange, welche Theaflavine im Schwarztee enthalten sind und welche davon besonders wirksam sind. „Das Problem war, dass die analytischen Standardverfahren der Lebensmittelchemie beim Schwarztee nur wenige markante und gut zu deutende Einzelsignale erfassen konnten“, erklärt Nikolai Kuhnert von der Jacobs-Universität Bremen. „Der größte Teil einer Schwarztee-Analyse bestand deshalb aus einem undifferenzierten, nicht näher interpretierbaren Signalrauschen.“
Erst im Jahr 2010 gelang es den Forschern um Kuhnert, mit einer speziellen Variante der Massenspektrometrie, die Thearubigen-Fraktion der Schwarztees chemisch zu entschlüsseln. Dabei fanden sie im Schnitt 5.000, in einigen Teeproben sogar bis zu 10.000 verschiedene Verbindungen – kleine, jeweils nur leicht unterschiedliche Moleküle. „Das sind zehnmal mehr als erwartet und es bedeutet, das schwarzer Tee das komplexeste Lebensmittel ist, das je analysiert wurde.“