Am Ende des 20. Jahrhunderts steht eine Generation vor dem Eintritt ins Erwachsenenalter, die fast ein Siebtel der Weltbevölkerung ausmacht. Im Jahr 2000 wird es 800 000 Millionen Jugendliche geben. Die gesunkene Kindersterblichkeit ist vor allem dafür verantwortlich, daß mehr Kinder am Leben bleiben und es dadurch bald mehr junge Frauen und Männer geben wird als je zuvor. Von ihren Entscheidungen über Anzahl der Kinder und Zeitpunkt der Geburt hängt ab, ob sich die Weltbevölkerung bis zum Ende des nächsten Jahrhunderts vielleicht verdoppeln oder sogar verdreifachen wird.
Die kleinsten Variationen können rasch zum entscheidenden Faktor für die Zukunft werden. Wenn die Prognosen zur Fruchtbarkeitsrate um fünf Prozent überschritten werden (etwa 2,17 Kinder pro Frau), führt dies zu einer Weltbevölkerung von 21 Milliarden Menschen im Jahr 2150. Bei einer fünfprozentigen Unterschreitung (etwa 1,96 Kinder pro Frau) würden es für das Prognosejahr „nur“ 5,6 Milliarden Menschen sein. Die Anhebung des Alters der Mütter würde die Verlängerung einer Generation zur Folge haben und damit ebenfalls das Bevölkerungswachstum bremsen. Für Bangladesch würde beispielsweise die Anhebung des Alters der Mütter von 18 auf 23 Jahre zu einer Gesamtbevölkerung von 206 Millionen Menschen im Jahr 2100 statt 247 Millionen bedeuten.
Die Wahlmöglichkeiten der jungen Menschen hinsichtlich Ausbildung, Lebensunterhalt und Gesundheit werden darüber entscheiden, ob sich der derzeitige Trend der sinkenden Geburtenzahlen auch weiterhin fortsetzt. Denn je höher zum Beispiel der Ausbildungsstand der Frauen ist, desto weniger Kinder bekommen sie.
Der reibungslose Übergang zu einer stabilen Bevölkerung mit weniger Geburten kann jedoch durch viele Faktoren behindert werden. Wenn der demographische Bonus (viele Menschen im erwerbsfähigen Alter bei niedrigen Geburtenzahlen) nicht dazu genutzt wird, durch verbesserte medizinische Versorgung und Bildungseinrichtungen die menschliche Entwicklung voranzutreiben, werden diese Länder keinen wirtschaftlichen Aufschwung erfahren. Ein weiterer negativer Faktor wäre die Ausbreitung von AIDS, die die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter am meisten treffen würde.
Es wird alles von der Entscheidung der jungen Menschen abhängen, und davon, ob sie in Zukunft die Chance einer Familienplanung wahrnehmen können. Die Nachfrage nach Familienberatungsstellen steigt ständig. Doch selbst wenn sich verstärkt kleinere Familien durchsetzen, werden die Geburtenzahlen die Sterbefälle noch eine ganze Weile übertreffen. Wissenschaftler reden hier von der „Trägheit des Bevölkerungswachstums“. Sie ist vergleichbar einem Riesentanker, der sich noch kilometerweit bewegt, bis er zum Stillstand kommt.
Stand: 21.11.2001