Die Riesgegend vor rund 14,6 Millionen Jahren. Ganz Süddeutschland ist in dieser Zeit ein subtropisches Paradies: Üppige immergrüne Wälder aus Eichen, Lorbeerbäumen und Magnolien wechseln mit sumpfartigen Feuchtgebieten ab. An den Ufern der Gewässer suchen Pelikane und Krokodile nach Beute, in den Bäumen hangeln sich Affen von Ast zu Ast. Sie ahnen nichts von der Katastrophe, die ihre Heimat bald völlig zerstören wird.
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Zwei kosmische Boliden
Über ihnen jedoch kündigt sich das Unheil schon an: Ein heller Lichtpunkt rast aus Südwesten kommend über den Himmel und wird in kürzester Zeit so hell wie eine zweite Sonne. Erzeugt wird der Schein von einem kosmischen Besucher – einem rund einen Kilometer großen Asteroiden, der mit mehr als 70.000 Kilometer pro Stunde durch die Erdatmosphäre stürzt. Begleitet wird der Brocken von einem kleineren, rund 150 Meter großen Trabanten.
Innerhalb von Sekunden haben die beiden glühenden Geschosse die Atmosphäre durchquert. Schon Sekundenbruchteile vor dem Aufprall ist ihre Energie so hoch, dass Teile des Untergrunds verdampfen. Geschmolzenes Gestein schießt seitlich in die Höhe und wird bis zu 400 Kilometer weit verteilt – bis nach Böhmen, Österreich und in die Schweiz reicht dieser Regen aus geschmolzenem und wieder zu Glaströpfchen erstarrtem Gestein.
Impakt!
Doch das ist erst der Anfang. Jetzt folgt der Einschlag des Meteoriten. Er presst den Untergrund innerhalb von Sekundenbruchteilen auf die Hälfte des ursprünglichen Volumens zusammen und erzeugt dabei wahrhaft höllische Bedingungen: Einen Druck von mehreren Millionen bar und eine Hitze von mehr als 20.000 Grad Celsius. Die Wucht des Impakts erzeugt ein Erdbeben der Magnitude 8 – der Erdstoß ist noch in 500 Kilometern Entfernung deutlich zu spüren.
Währenddessen dringt der Asteroid durch die oberen Deckschichten aus Kalkstein und Tonschiefer wie ein Messer durch Butter und stößt bis ins einen Kilometer tiefer liegende Grundgebirge vor. Hier breitet sich die Stoßwelle mit Überschallgeschwindigkeit aus, durch den ungeheuren Druck verdampft ein Großteil des umgebenden Gesteins und auch des Meteoriten selbst.
Neuere Forschungen deuten darauf hin, dass das in dieser Gegend reichlich vorhandene Wasser dazu beiträgt: Wasserdampfexplosionen zerreißen den Meteoriten regelrecht und sorgen dafür, dass im Krater selbst fast keine Spuren von ihm mehr zu finden sind.
Nadja Podbregar
Stand: 31.03.2017