Mit weniger Dünger trotzdem höherer Erträge bekommen – das könnten künftig Bioeffektoren ermöglichen. Die biologischen Helfer würden so das Nachschubproblem beim Mineraldünger mindern und gleichzeitig Boden und Grundwasser vor der Überdüngung bewahren – wenn sie richtig angewendet werden.
„Partnervermittlung“ für Dünger und Bioeffektoren
Denn wie gut ein Bioeffektor wirkt und mit welchem Dünger sein Effekt am stärksten ist, kann ganz unterschiedlich sein. Die Spanne reicht von kompletter Wirkungslosigkeit bis hin zu Ertragssteigerungen im zweistelligen Prozentbereich. „Wir arbeiten hier quasi als Partnervermittlung und suchen nach den Bioeffektor-Düngerkombinationen und den Anwendungsbedingungen mit den besten Erfolgsaussichten“, erklärt Günter Neumann.
Fünf Jahre lang beschäftigten sich die Hohenheimer Forscher im EU-Projekt BIOFECTOR mit dem Einsatz von Bioeffektoren in Kombination mit verschiedenen Düngern. Die Projektbeteiligten testeten verschiedene Klima- und Bodenbedingungen am Beispiel von Tomaten, Mais und Weizen. Insgesamt führten sie mehr als 150 Versuche in 11 Ländern mit 38 verschiedenen Bioeffektor-Produkten durch – mit kommerziellen Produkten ebenso wie mit Neuentwicklungen.
Auf die Pflanzenart und den Dünger kommt es an
Das Ergebnis: Bei rund 30 Prozent der Versuchsvarianten wirkten die Bioeffektoren tatsächlich wachstumsstimulierend – aber je nach Zusammensetzung, Boden, Klima und Pflanzenart gab es erhebliche Unterschiede. So reagierten beispielsweise Tomaten sehr gut auf die Mikroorganismen-Präparate. Bei Mais und Weizen waren die Effekte dagegen oft zu gering und zu variabel, um den Aufwand auszugleichen.
Ein weiterer Faktor ist die Art des Düngerangebotes: Bei den organischen Düngern scheint ein hoher pflanzenverfügbarer Stickstoffgehalt die Interaktion mit mikrobiellen Bioeffektoren besonders zu fördern, wie die Forscher herausfanden. Bei den Mineraldüngern zeigen sich günstige Wirkungen in Kombination mit Ammonium als Stickstoffquelle, besonders wenn dieses nahe der Wurzel platziert wurde. „Solche Zusammenhänge müssen für erfolgreiche Anwendungen zukünftig stärker berücksichtigt werden“, betont Neumann.
Zwischen zu viel und zu wenig
Doch auch die Höhe und Art des Nährstoffangebotes spielt eine wichtige Rolle. Denn wenn schon reichlich Nährstoffe im Boden vorhanden sind, wachsen die meisten Pflanzen ohnehin optimal – die Bioeffektoren bringen dann keinen zusätzlichen Nutzen. Sind dagegen die Böden so ausgelaugt, dass kaum mehr Nährstoffe verfügbar sind, können viele Pflanzen auch nicht mehr von den biologischen Helfern profitieren. Denn sie sind dann so stark gestresst, dass sie die Wurzelbesiedelung durch wachstumsfördernde Mikroorganismen oft nicht mehr ausreichend unterstützen können.
Allerdings gibt es Ausnahmen, bei denen die Zugabe des richtigen Bioeffektors den pflanzlichen Stress sogar mildern und ausgleichen kann. So können nichtmikrobielle Bioeffektoren wie Pflanzen- und Algenextrakte, Siliziumpräparate oder Mikronährstoffe wie Zink und Mangan Pflanzen stärken, die durch Kälte, Trockenheit oder Salz gestresst sind.
„Bioeffektoren können offensichtlich über Signalfunktionen natürliche Anpassungsreaktionen an Kälte- oder Trockenstress stimulieren“, erklärt Neumann. „Die Produzenten werden damit besser gegen klimawandelbedingte Wetterschwankungen abgesichert.“ Praktisch könnten solche Zusatzmittel daher Nutzpflanzen wie Raps, Mais oder Wintergetreide im Winter und Frühjahr gegen Frost schützen.