Phänomene

Die Kultur des Krieges

Liegt das Kämpfen in unserer Natur?

Jeder, der schon einmal eine Naturdokumentation gesehen hat, weiß: Tiere kämpfen gegeneinander. Sei es um Reviere, um Nahrung, um das Recht auf Fortpflanzung oder um sich selbst und den eigenen Nachwuchs vor Raubtieren zu beschützen. Dabei nutzen die Duellanten angeborene Waffen wie Hörner, Krallen und Reißzähne. Doch nur weil es zwischen Tieren hin und wieder brutal zugeht, würde man noch lange nicht von einem Krieg sprechen. Oder?

Schlacht
Menschliche Kriege sind hochorganisiert. © Wilhelm Camphausens, gemeinfrei

Zwischen Kampf und Krieg

Per Definition der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung ist ein Krieg ein organisierter Konflikt, der mit Waffen gewaltsam ausgetragen wird. Zwar würden die Worte „Konflikt“, „Waffen“ und „gewaltsam“ durchaus auch auf den Kampf einer Nashornmutter gegen ein Rudel Löwen zutreffen, doch „organisiert“ ist eine solche Auseinandersetzung wahrscheinlich weniger. Zwar gehen Löwen bei der Jagd im Rudel taktisch vor, doch ihr Ziel ist trotzdem simpel: Abendessen. Ihr Angriff auf die Nashornmutter ist keine orchestrierte Schlacht, um die Vorherrschaft über die Nashörner zu erlangen.

Menschliche Kriege hingegen sind hochorganisiert und durchgeplant. Jeder Schachzug, jeder Angriff, jeder Bluff ist genaustens durchdacht und dient einzig und allein dem Zweck, den Gegner zu übertrumpfen. Wir spionieren den Feind gezielt aus, bringen unsere Truppen in Position, inszenieren Ablenkungen und bauen tödliche Waffen für die Schlacht.

Militärparade
Auf Militärparaden wie dieser in Russland demonstrieren Staaten ihre Stärke. © www.kremlin.ru/CC-by 4.0

Krieg als Teil der menschlichen Kultur

Doch für uns Menschen sind Kriege nicht einfach nur vereinzelte, grausame Ereignisse. Sie sind gewissermaßen Teil unserer Kultur. Nicht umsonst besitzen die meisten Länder große Heere mit Soldaten, die intensiv für den Kampf geschult sind. Allein die USA investieren jedes Jahr umgerechnet über 800 Milliarden Euro in ihr Militär. Auf Kampf und Krieg vorbereitet zu sein, scheint ein essenzieller Bestandteil unseres politischen und gesellschaftlichen Systems zu sein.

Kulturforscher nehmen sogar an, dass Kriege eine wichtige Triebkraft für die Entstehung bedeutender Hochkulturen waren und dass die Entwicklung von Kriegstechnologie insgesamt zu Fortschritt geführt hat. So machte etwa das Wissen über die Kernspaltung erst dadurch große Fortschritte, dass es in den 1940er Jahren für die Entwicklung der ersten Atombombe benötigt wurde. Erst später rückten zivile Einsatzbereiche wie die Energiegewinnung in den Vordergrund.

Atomkraft
Immer wieder führt Kriegstechnologie auch zu zivilem Fortschritt. © links: United States Department of Energy, gemeinfrei; rechts: Michielverbeek /CC-by-sa 3.0

Auch Tiere sind nur Menschen

Doch wenn der Krieg wirklich so fest mit der menschlichen Geschichte verwoben ist: Wieso sollte er dann nicht auch bei Tieren eine Rolle spielen? Haben wir unsere kriegerischen Ambitionen und Taktiken möglicherweise von ihnen geerbt? Tatsächlich gibt es mittlerweile viele Hinweise auf kriegerisches Verhalten im Tierreich. Diese Kriegsgeschichten könnten dabei genauso in menschlichen Geschichtsbüchern oder im Drehbuch einer Game of Thrones-Staffel stehen: Es geht um Gewalt, um Dominanz, um die Eroberung von Gebieten und teilweise sogar um Lust und Sex mitten auf dem Schlachtfeld.

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Krieg im Tierreich
Von tierischen Patrouillen, Schlachten und Lazaretten

Die Kultur des Krieges
Liegt das Kämpfen in unserer Natur?

Krieg der Affen
Der Schimpansenkrieg von Gombe

Sex auf dem Schlachtfeld
Paarungsbereite Zebramangusten zetteln Schlachten an

Mein Land, dein Land
Wenn territoriale Streitigkeiten eskalieren

Im Lazarett
Ameisen versorgen Verwundete mit Antibiotika

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