Jeder, der schon einmal eine Naturdokumentation gesehen hat, weiß: Tiere kämpfen gegeneinander. Sei es um Reviere, um Nahrung, um das Recht auf Fortpflanzung oder um sich selbst und den eigenen Nachwuchs vor Raubtieren zu beschützen. Dabei nutzen die Duellanten angeborene Waffen wie Hörner, Krallen und Reißzähne. Doch nur weil es zwischen Tieren hin und wieder brutal zugeht, würde man noch lange nicht von einem Krieg sprechen. Oder?
Zwischen Kampf und Krieg
Per Definition der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung ist ein Krieg ein organisierter Konflikt, der mit Waffen gewaltsam ausgetragen wird. Zwar würden die Worte „Konflikt“, „Waffen“ und „gewaltsam“ durchaus auch auf den Kampf einer Nashornmutter gegen ein Rudel Löwen zutreffen, doch „organisiert“ ist eine solche Auseinandersetzung wahrscheinlich weniger. Zwar gehen Löwen bei der Jagd im Rudel taktisch vor, doch ihr Ziel ist trotzdem simpel: Abendessen. Ihr Angriff auf die Nashornmutter ist keine orchestrierte Schlacht, um die Vorherrschaft über die Nashörner zu erlangen.
Menschliche Kriege hingegen sind hochorganisiert und durchgeplant. Jeder Schachzug, jeder Angriff, jeder Bluff ist genaustens durchdacht und dient einzig und allein dem Zweck, den Gegner zu übertrumpfen. Wir spionieren den Feind gezielt aus, bringen unsere Truppen in Position, inszenieren Ablenkungen und bauen tödliche Waffen für die Schlacht.
Krieg als Teil der menschlichen Kultur
Doch für uns Menschen sind Kriege nicht einfach nur vereinzelte, grausame Ereignisse. Sie sind gewissermaßen Teil unserer Kultur. Nicht umsonst besitzen die meisten Länder große Heere mit Soldaten, die intensiv für den Kampf geschult sind. Allein die USA investieren jedes Jahr umgerechnet über 800 Milliarden Euro in ihr Militär. Auf Kampf und Krieg vorbereitet zu sein, scheint ein essenzieller Bestandteil unseres politischen und gesellschaftlichen Systems zu sein.
Kulturforscher nehmen sogar an, dass Kriege eine wichtige Triebkraft für die Entstehung bedeutender Hochkulturen waren und dass die Entwicklung von Kriegstechnologie insgesamt zu Fortschritt geführt hat. So machte etwa das Wissen über die Kernspaltung erst dadurch große Fortschritte, dass es in den 1940er Jahren für die Entwicklung der ersten Atombombe benötigt wurde. Erst später rückten zivile Einsatzbereiche wie die Energiegewinnung in den Vordergrund.
Auch Tiere sind nur Menschen
Doch wenn der Krieg wirklich so fest mit der menschlichen Geschichte verwoben ist: Wieso sollte er dann nicht auch bei Tieren eine Rolle spielen? Haben wir unsere kriegerischen Ambitionen und Taktiken möglicherweise von ihnen geerbt? Tatsächlich gibt es mittlerweile viele Hinweise auf kriegerisches Verhalten im Tierreich. Diese Kriegsgeschichten könnten dabei genauso in menschlichen Geschichtsbüchern oder im Drehbuch einer Game of Thrones-Staffel stehen: Es geht um Gewalt, um Dominanz, um die Eroberung von Gebieten und teilweise sogar um Lust und Sex mitten auf dem Schlachtfeld.