Gibt es nur eine Unendlichkeit? Oder kann es mehrere, verschieden große Unendlichkeiten geben? Und wie vergleicht man zwei unendliche Mengen? Diese Frage treibt Mathematiker seit Jahrhunderten um. Für endliche Mengen ist es einfach, ihre Mächtigkeit zu bestimmen: Man zählt die einzelnen Elemente und erhält am Ende eine Summe. Diese kann man dann für verschiedene Mengen vergleichen. Doch bei einer unendlichen Menge gibt es kein letztes Element, also auch keine abgeschlossene Summe. Wie geht man dann vor?

Pärchenbildung im Zahlenraum
Eine Antwort auf diese Frage fand erst der deutsche Mathematiker und Begründer der Mengenlehre Georg Cantor. Im Jahr 1873 beschrieb er eine Methode, mit dem sich die Mächtigkeit zweier unendlicher Zahlenmengen vergleichen lässt. Ausgangspunkt von Cantors Überlegungen ist die bijektive Zuordnung. Hinter diesem Begriff verbirgt sich ein im Grunde ganz einfaches Prinzip: Statt die beiden Zahlenmengen abzuzählen, ordnet man sie einander zu.
Nehmen wir Galileis Vergleich von natürlichen Zahlen mit Quadratzahlen: Für die bijektive Zuordnung schreibt man einfach beide Zahlenstränge untereinander und verbindet jedes Element der ersten Zahlenreihe mit einem der zweiten – es entstehen Paare aus einer Zahl und ihrer Quadratzahl. Im Idealfall lässt sich jedem Element der ersten Zahlenmenge genau ein Element der zweiten Zahlenmenge zuordnen – und dies lässt sich unendlich weit fortsetzen.
Reise nach Jerusalem
Eine solche paarige Zuordnung bezeichnen Mathematiker als bijektive Funktion oder Bijektion. Die erste Voraussetzung dafür ist, dass es bei dieser Paarung keine mehrfach zugeordneten Zahlen gibt – sie ist mathematisch gesprochen surjektiv. Die zweite Voraussetzung ist, dass es auch keine Lücken in Form nicht zugeordneter Zahlen gibt – die Zuordnung muss injektiv sein. Trifft beides zu, ist die Zuordnung symmetrisch und beiden Zahlenmengen müssen daher die gleiche Mächtigkeit haben, egal wie lange sich die Zahlenstrahlen fortsetzen lassen.