Bangladesh und Indien – zwei Staaten in Südostasien im Einfluss des Ganges. Für das Riesenland Indien sind vor allem die religiösen Aspekte von Bedeutung. Dem kleinen Staat Bangladesh bringt der Fluss fruchtbaren Boden, aber auch alljährliche Überschwemmungskatastrophen mit tausenden Toten und Millionen von Obdachlosen.
Indien ist ein Land der Gegensätze in vielerlei Hinsicht. Einerseits finden sich im Westen an der Grenze zu Pakistan flache Wüstenlandschaften, andererseits im Norden das Dach der Welt – die Gipfel des Himalaya. Das Klima ist bestimmt durch monatelange Trockenheit und lange Monsunzeiten, die Regen und Überschwemmungen bringen. Auch das gesellschaftliche Leben wird durch Extreme geprägt – unglaublicher Reichtum und bitterste Armut Tür an Tür, Dörfer wie im Mittelalter und Produktion von Hightechcomputern, tiefste Religiösität und Traditionen verbunden mit westlichem Lebensstil, außerdem schöne Paläste und Tempel, daneben jedoch stinkende Müllkippen. Das alles ist Indien und zwar gleichzeitig.
Das siebtgrößte Land der Welt hat mit seiner Einwohnerzahl vor knapp zwei Jahren die Milliardengrenze durchbrochen. Damit nimmt es 2,4 Prozent der Landfläche der Erde ein, beheimatet aber ein Sechstel der Weltbevölkerung. Weite Teile des Landes, insbesondere die landwirtschaftlich intensiv genutzten, gelten daher als überbevölkert. Die soziale Struktur ist zudem durch eine große Heterogenität gekennzeichnet. Die Verfassung hat 15 Hauptsprachen anerkannt; dazu gibt es Hunderte von kleineren Sprachen. Nahezu alle Religionen sind auf diesem Teilkontinent vertreten. Der Hinduismus ist dabei mit über 80 Prozent Anteil unter der Bevölkerung die größte Glaubensgemeinschaft.
Obwohl die Struktur überwiegend dörflich geprägt ist, gehört Indien zu den Staaten mit der größten Zahl von Megastädten, darunter Bombay, Kalkutta, Madras und die Hauptstadt Neu-Dehli. Wirtschaftlich zählt Indien mit einem Pro-Kopf-Einkommen von 440 US-Dollar zu den Entwicklungsländern. Doch hat sich das Land in den letzten Jahren mit Hilfe gut ausgebildeter einheimischer Fachleute zu einem weltweit konkurrenzfähigen und wichtigen Anbieter von Software entwickelt.
Die kleine Volksrepublik Bangladesh ist fast vollständig von Indien umgeben. Auf einer Fläche von knapp 150.000 Quadratkilometern, etwa halb so groß wie Italien, beherbergt es über 120 Millionen Einwohner und zählt damit zu den am dichtesten besiedelten Ländern der Welt. Fast neun Zehntel der Gesamtfläche sind vom gemeinsamen Mündungsgebiet des Ganges und des Brahmaputra geprägt, ein Delta mit einem System aus 230 Flüssen mit unzähligen Nebenarmen und Seitenkanälen. So besteht das Land aus einer Vielzahl von Wasserstraßen, Seen, Sümpfen und Schwemmlandinseln.
Ständig wandelt sich sein Gesicht, da die Flüsse in den weichen Sedimentböden häufig ihren Lauf ändern. In der sommerlichen Regenzeit stehen 30 bis 80 Prozent des Landes unter Wasser. Immer wieder fordern diese Katastrophen unzählige Opfer. Doch das Hochwasser bringt auch das fruchtbare Schwemmland und damit die Lebensgrundlage für das stark landwirtschaftlich geprägte Land. Die natürlichen Faktoren und die hohe Bevölkerungsdichte sind die Hauptgründe dafür, dass Bangladesh zu den ärmsten Ländern der Welt zählt.
Stand: 30.06.2001