Die jetzt kommende Generation von Weltraumteleskopen wird die letzte sein, die monolithisch, also in einem Stück gestartet werden kann. Die Generation danach wird schon solche Ausmaße haben, dass sie Großbaustellen im Weltraum erfordern. Doch sehen wir uns zunächst die Vertreter der kommenden Generation an, bevor wir weiter in die Zukunft blicken.
JWST: Gut gekühlt am Librationspunkt
Das bekannteste Instrument der nächsten Generation ist das James Webb Space Telescope (JWST), das nach derzeitiger Planung im Jahre 2011 zum Librationspunkt 2 gestartet werden soll. Dieser Punkt ist bahnstabil, eine »Gravitationssenke«, wie es die Astronomen manchmal etwas lakonisch nennen. Sie liegt zwischen Erde und Sonne, 1,5 Millionen Kilometer von unserem Heimatplaneten entfernt. Das JWST hat einen 6,5 Meter durchmessenden Hauptspiegel, der aus 18 sechseckig geformten Segmenten besteht. Auf die Fläche seines Spiegels würde die Spiegelfläche von Hubble ganze siebenmal passen.
Anders als Hubble wird JWST fast ausschließlich im infraroten Wellenbereich arbeiten. Damit JWST präzise Infrarot-Beobachtungen machen kann, ist es nötig, das Teleskop und seine Instrumente zu kühlen. Ansonsten würde seine eigene Infrarotstrahlung die schwachen Signale, die von weit entfernten astronomischen Objekten kommen, überstrahlen.
Verglichen mit derzeit existierenden Teleskopen wird JWST den Vorteil haben, eine hervorragende Bildqualität mit einem großen Beobachtungsfeld und sehr wenig Hintergrundlicht kombinieren zu können. Das JWST wird sich auf die Suche nach den ersten Sternen und Galaxien im Universum machen. Es soll für mindestens fünf Jahre, vielleicht aber auch länger, im Einsatz bleiben.
Gaia: Astrometrie der Superlative
Um 2012 soll die Esa-Raumsonde Gaia starten. Gaia ist eine Astrometrie-Mission der Superlative. Die Sonde verfügt über drei Teleskope und soll mindestens fünf Jahre lang aktiv sein. Gaia wird einen umfassenden Katalog anlegen und über eine Milliarde Sterne unserer Milchstraße mit bisher unerreichter Genauigkeit kartographieren. Auch Gaia wird am Librationspunkt 2 stationiert. Das anspruchsvolle Projekt knüpft an die Esa-Mission Hipparcos an, die von 1989 bis 1993 bereits mehr als 100.000 Sterne vermessen hat.
Im Rahmen dieser kartographischen Mission wird Gaia auch die Bewegung der Sterne in ihrem Orbit um das galaktische Zentrum messen. Der größte Teil ihrer Bewegungsimpulse wurde diesen Sonnen bereits bei ihrer Geburt mitgegeben. Das Studium der Bewegungsrichtung erlaubt es den Astronomen, in die Zeit zurückzuschauen, als die Galaxis geboren wurde, und dabei möglicherweise auch zu erkennen, wie die Milchstraße entstanden ist. Wie viele der zukünftigen bedeutenden Weltraumteleskope wird auch Gaia nach Planeten und Braunen Zwergen in der Nähe unserer Sonne sowie nach Supernovae in fernen Galaxien suchen. Diese und andere Entdeckungen werden quasi ein »Nebenprodukt« der Arbeit von Gaia darstellen.
Stand: 15.07.2005