Der Klimawandel schwächt jedoch nicht nur die Gesundheit von Tieren und Pflanzen, auch der Mensch muss sich in Zukunft auf mehr Probleme gefasst machen. Schon jetzt zeigen die vom IPCC gesammelten Daten, dass Allergien durch Pollen, einige Infektionskrankheiten, aber auch Krankheits- und Todesfälle durch Hitzewellen zugenommen haben. Durch die steigenden Temperaturen und Polwärtsverlagerung der Klimazonen beginnt die Pollensaison immer früher und hält länger an.
Mehr Allergien
Gleichzeitig haben sich nuch die Verbreitungsgebiete einiger Allergie auslösender Pflanzen verschoben. So breitet sich die ursprünglich aus Nordamerika stammende Beifuß-Ambrosie, Ambrosia artemisiifolia, immer weiter in Deutschland aus. Ihre Pollen gehören zu den stärksten bekannten Allergieauslösern, empfindliche Personen reagieren schon, wenn sich nur sechs Pollen in einem Kubikmeter Luft befinden. Es gibt einige Hinweise darauf, dass die steigenden Temperaturen und der erhöhte CO2-Gehalt der Atmosphäre die Pollenproduktion der Pflanzen anregen, so das die Allergenbelastung zusätzlich steigt. Als Folge nehmen Allergien und Asthma zu und werden, so die Prognosen der IPCC-Forscher, auch in Zukunft weiter ansteigen.
El Dorado für Krankheitserreger und -überträger
Deutliche Auswirkungen hat die globale Erwärmung vor allem auf Infektionskrankheiten. Zum einen sagen die IPCC-Wissenschaftler steigende Seuchengefahr nach Überschwemmungen und anderen Wetterkatastrophen voraus. Die Wärme begünstigt unter anderem das Bakterienwachstum in verseuchtem Wasser und in Lebensmitteln, als Folge häufen sich Durchfallerkrankungen. Zum anderen verschieben und vergrößern sich die Verbreitungsgebiete von potenziell krankheitsübertragenden Insekten und Zecken.
Schon jetzt wurden in Schweden, Kanada und Tschechien Zecken in Gebieten entdeckt, die dort zuvor nicht heimisch waren. In Dänemark und auch Deutschland haben sich die Risikogebiete für eine Infektion mit einer durch Zeckenbiss übertragenen Hirnhautentzündung nach Norden verschoben und vergrößert. Je nach Szenario könnte die Nordwanderung der Zecken bis Ende des Jahrhunderts 200 bis 1.000 Kilometer weit reichen.
Malaria und Co rücken näher
Im Mittelmeerraum verändert sich die Ausbreitung der Leishmaniose-übertragenden Sandmücken, in einigen Regionen Asiens und Nordamerikas tritt die Pest in zuvor nicht betroffenen Gebieten auf. Auch das Denguefieber, eine der gravierendsten Infektionskrankheiten weltweit, profitiert vom Klimawandel: Schon jetzt lebt ein Drittel der Weltbevölkerung in Regionen, in denen die Überträgermücke Stegomya aegypti beste Bedingungen vorfindet, zukünftig könnten noch mehr gefährdet sein.
Für Malaria zeichnet sich ein zweigeteiltes Bild ab: Während die Verbreitung der Krankheit in Afrika zunimmt, lässt zunehmende Trockenheit in Südamerika die Risikogebiete schrumpfen. Auch in Europa ermöglichen mildere Winter theoretisch ein Vorrücken der Malariamücken, da diese überall dort vorkommen, wo die Temperaturen nicht unter zehn Grad sinken. Bisher allerdings scheinen die Tiere diese „Chance“ noch nicht in größeren Mengen wahrgenommen zu haben.
Blei im Fisch
Der Klimawandel fördert nicht nur viele Infektionskrankheiten, auch andere Gesundheitsgefahren beispielsweise durch Umweltschadstoffe, könnten den Prognosen nach zunehmen. So führen die steigenden Meerestemperaturen im Nordatlantik dazu, dass das von Fischen aus dem Wasser aufgenommene Schwermetall Quecksilber vermehrt in die extrem giftige Form Methylquecksilber umgewandelt wird und damit in die Nahrungskette gelangt. An Land begünstigen höhere Lufttemperaturen die Entstehung von bodennahem Ozon aus Vorläufersubstanzen. Für die großen Städte der USA prognostiziert eine Studie daher eine Zunahme von Atemwegserkrankungen und sogar Todesfällen.
Das IPCC warnt in seinem jüngsten Bericht, dass die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels jetzt zwar noch relativ wenig spürbar seien, sich aber in Zukunft in allen Ländern und Regionen verstärken werde. Besonders betroffen, so die Wissenschaftler, sind dabei die armen Länder, aber auch, in allen Ländern, ältere Menschen und Kinder, die arme Stadtbevölkerung, Landwirte und die Bewohner der dicht besiedelten Küstenregionen.
Stand: 24.10.2008