Ökologie

Die Mischung macht’s…

Toxincocktail statt Einzelgift

Latrodectus hasseltii (Rotrückenspinne) © Wolfgang Wüster

Neben den Nervengiften gibt es aber auch noch andere Wirkstoffe, die dem Opfer schwere Schäden zufügen oder es für immer außer Gefecht setzen können. So haben häufig auch Hämotoxine – Blutgifte – ihre Hand im Spiel. Sie vernichten Zellen oder Gewebe und machen in ihrer Zerstörungswut auch vor den roten und weißen Blutkörperchen nicht halt. Die Cardiotoxine einiger Schlangen dagegen verursachen Herzstillstand und führen so zum Exitus des Beutetieres.

So verschieden die einzelnen Giftmischer unter den Tieren auch arbeiten, eines haben sie stets gemeinsam: Ihre chemischen Waffen bestehen nie auf einem einzigen Stoff. Es handelt sich immer um einen Cocktail aus zum Teil hunderten oder tausenden von Substanzen, die zusammen für die Giftwirkung im Organismus verantwortlich sind. Nervengifte werden dabei munter kombiniert mit Blutgiften oder andersherum.

Bei manchen Tieren dürfen auch Verdauungsenzyme im Gift nicht fehlen. Nach dem Biss oder Stich ist die Beute in so einem Fall nicht nur gelähmt oder tot, sondern auch bereits für das Gefressenwerden bestens präpariert. Der Gift-/Enzymmix führt dazu, dass sich das Innere der Beutetiere nach und nach auflöst und anschließend vom Angreifer „ausgeschlürft“ werden kann. Übrig bleiben am Ende nur noch die widerstandsfähigen harten Überreste der Opfer wie beispielsweise ein Krebspanzer nach einer Tintenfischmahlzeit.

Um sich nicht selbst mit den gefährlichen Substanzen zu vergiften, lagern einige Arten die verschiedenen Bestandteile ihres Toxins getrennt. Erst kurz vor dem Biss oder Stich werden sie „zusammengemixt“ und können dann im Opfer ihre volle Wirkung entfalten.

Toxine als der Bakterienfabrik

Dendrobates auratus © Thomas Villegas / "Arachnokulture"

Längst nicht alle Gifttiere rühren ihre chemischen Waffen in eigener Regie an, manche wie die Pfeilgiftfrösche rekrutieren sie auch aus der Nahrung. Gelegentlich beschäftigen die giftigen Organismen sogar „Untermieter“, die die brisanten Giftcocktails für sie herstellen.

Die zehn bis 15 Zentimeter großen Blauringkraken vor der Küste Australiens beißen, wenn sie gereizt werden, gerne mal kräftig zu. Selbst ein Neoprenanzug kann dieser Attacke nicht standhalten. Das im Speichel enthaltene Tetrodotoxin, ein Nervengift für das auch der Kugelfisch berüchtigt ist, gelangt dabei in die Wunde. Das Toxin kann im Extremfall zur totalen Atemlähmung bis hin zum Tod führen. Erzeugt wird das gefährliche Gift nicht durch die Tintenfische selbst, sondern von winzigen Bakterien, die mit den Kraken in Symbiose leben.

  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. 6
  14. |
  15. 7
  16. |
  17. 8
  18. |
  19. 9
  20. |
  21. weiter


Stand: 18.03.2005

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Gefährliche Giftmischer
Tiere und ihre Toxine

Winzlinge in tödlicher Mission
Pfeilgiftfrösche

Gift ist nicht gleich Gift
Woraus bestehen tierische Waffen?

Die Mischung macht’s…
Toxincocktail statt Einzelgift

Spuckangriffe und Hautsekrete
Wie setzen Tiere ihre Gifte ein?

Mit Giftharpunen und Stacheln gegen den Feind
Strategien zum Übertragen der Toxine

Der Klügere siegt!
Wettstreit zwischen Gifttieren und ihren Opfern

El Dorado für tödliche Kreaturen
Gefährliches Australien

Mit Schnecken gegen Schmerzen
Neue Medikamente aus Tiergiften

Diaschauen zum Thema

keine Diaschauen verknüpft

News zum Thema

keine News verknüpft

Dossiers zum Thema

Tintenfische - Intelligente Anpassungskünstler unter Wasser

Schmerz - Alarmstufe Rot im Nervensystem