Seit die letzte weltweite Grippeepidemie in den Jahren 1968/69 um den Globus zog, sind mittlerweile mehr als 35 Jahre vergangen. Nach Ansicht der WHO und des RKI ist deshalb die Zeit vermutlich schon bald reif für eine neue Pandemie. „Es ist nicht die Frage ob, sondern nur wann und wie stark eine Epidemie ausbricht“, so die Ansicht der meisten Seuchenexperten. Ist vielleicht schon in wenigen Tagen mit solch einer medizinischen Katastrophe zu rechnen oder ist es erst in einigen Monaten oder Jahren soweit? Darüber streiten die Wissenschaftler zurzeit noch.
Die WHO jedenfalls stuft das Risiko für eine Epidemie im Oktober 2005 deutlich höher ein als noch vor ein paar Jahren. Heißester Kandidat als Auslöser für eine solche Grippepandemie ist ohne Zweifel H5N1.
„Behauptungen, denen zufolge der Erreger der Vogelgrippe noch in diesem Jahr in der Lage sein wird, Millionen von Menschen zu infizieren, sind nichts als unverantwortlicher Alarmismus. Niemand weiß, wann und wo der Erreger die entscheidenden Mutationen vollziehen könnte. Auf der anderen Seite sind Einwände, dass mit der Angst nur den Gesundheitsbehörden und der pharmazeutischen Industrie noch mehr Steuermittel zugeschustert werden sollen, ebenfalls grober Unfug. Die Gefahr einer Pandemie ist real und das Risiko derzeit so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr.“, sagte Professor Dr. Reinhard Kurth, Präsident des Berliner Robert Koch Instituts, am 18. August 2005 im Interview mit FAZ.NET
Weltweite Epidemie mit Millionen von Opfern
Wenn es nun auch H5N1 durch weitere Erbgutveränderungen gelingt, auch für den Menschen hochgradig ansteckend zu werden und sich sogar über die Luft oder durch Tröpfcheninfektion zu verbreiten, könnten ihn wahrscheinlich weder Quarantäne noch andere Hygienemaßnahmen zuverlässig stoppen.
Auch die bisher entwickelten Impfstoffe, die gegen die bekannten Grippeviren gut helfen, bieten vor dem neuen Virus keinen Schutz, da dieser mit der Mutation auch die Angriffstellen des Impfstoffs verändert hat. Prognosen der WHO gehen deshalb in einem solchen Fall von einer möglichen „weltweiten Epidemie mit Millionen von Opfern“ aus.
Weniger dramatisch sieht die Situation offenbar der Chef der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE), Bernard Vallat. In einem Interview mit einer französischen Tageszeitung spricht er sogar von einer Vogelgrippe-Psychose unter der sowohl viele Wissenschaftler als auch die Medien und die breite Öffentlichkeit leiden. Seiner Meinung nach spricht bisher vor allem die bisher äußerst geringe Anzahl an Infektionen in den bevölkerungsreichen Ländern Südostasiens gegen eine extreme Bedrohung des Menschen durch H5N1. Wer hat Recht?
Stand: 28.10.2005