Enovid – so lautete der Name des Präparats, das vor mehr als einem halben Jahrhundert in den USA als erste Antibabypille auf den Markt kam. Frauen war es damit ab 1960 zum ersten Mal möglich, mithilfe von Hormonen in Tablettenform oral zu verhüten. Ein Jahr später brachte der Pharmakonzern Schering die neue Verhütungsmethode auch nach Deutschland.
Ein „unmoralisches“ Medikament
Die Pille Anovlar wurde hierzulande zunächst als Mittel gegen Akne und Menstruationsbeschwerden vermarktet. Dass das Medikament auch einen Schutz vor ungewollten Schwangerschaften bot, war erst weit hinten auf dem Beipackzettel zu lesen, sprach sich aber schnell herum.
Obwohl konservative Vertreter aus der Politik und die römisch-katholische Kirche gegen das in ihren Augen unmoralische Mittel Sturm liefen und Anovlar anfangs nur Verheirateten verschrieben wurde, schluckten von Jahr zu Jahr immer mehr Mädchen und Frauen die kleinen Tabletten. Dank der Pille waren Sexualität und Fortpflanzung für sie nun nicht länger zwangsläufig miteinander verknüpft. Erstmals wurde eine selbstbestimmte Familienplanung möglich, ohne enthaltsam sein zu müssen.
Hormone künstlich nachempfunden
Den Weg für die Geburt der Pille geebnet hatten wissenschaftliche Entdeckungen zu Beginn der 1950er Jahre. Damals war dem Chemiker Carl Djerassi gemeinsam mit zwei Kollegen die Herstellung des Hormons Norethisteron gelungen. Damit hatten sie einen synthetischen Botenstoff entwickelt, der wirkte wie die natürlichen Schwangerschaftshormone des Körpers: die Gestagene.