Die Mega-Konstellationen im Erdorbit versprechen nicht nur mehr Internet und bessere Datenübertragungen – sie könnten für ihre Betreiber auch zur echten Goldgrube werden. Wer hier die Nase vorn hat, könnte sich gegenüber Wettbewerbern entscheidende Vorteile verschaffen. Entsprechend groß ist momentan der Wettstreit um den schnellsten Ausbau der orbitalen Internetkapazitäten. Auch staatliche Player wie China und die Europäische Union schicken sich an, mit ins Rennen zu gehen.

OneWeb: Dicht dran…
Zwar ist SpaceX mit seiner Starlink-Konstellation der erste am Start, aber zwei Konkurrenten sind ihm dicht auf den Fersen. Am nächsten dran ist das speziell für die Satelliten-Übertragung gegründete Unternehmen OneWeb. Seine ersten sechs Testsatelliten schickte es schon im Februar 2019 als Beilast einer Sojus-Raketen in den Orbit. Im Sommer 2020 allerdings entging OneWeb nur knapp einer Pandemie-bedingten Pleite. Erst der Einstieg des indischen Unternehmens Bharti Airtel und der britischen Regierung verschaffte der Firma wieder die nötige Liquidität. Als Mithersteller der Satelliten-Hardware ist zudem das europäische Luftfahrt-Unternehmen Airbus mit am Start.
Inzwischen kreisen 358 OneWeb-Satelliten im Erdorbit – gut die Hälfte der 648 für die erste Ausbaustufe geplanten Konstellation. Sie soll im Jahr 2022 fertig gestellt sein und den Betrieb aufnehmen. „Bis Mai/Juni 2022 wird die OneWeb-Konstellation den gesamten Globus umspannen – jeden Quadratzentimeter diese Welt“, kündigte Sunil Mittal, CEO von Bharti Enterprises und milliardenschwerer Business-Tycoon an. Weitere Ausbaustufen der Mega-Konstellation sind bereits geplant, insgesamt hat OneWeb Genehmigungen für 6.372 Satelliten beantragt.
…aber andere Zielgruppe
Anders als bei Starlink kreisen die OneWeb-Satelliten in 1.200 Kilometer Höhe und auf fast polaren Orbits mit einer Neigung von gut 98 Grad zum Äquator. Dadurch benötigen sie weniger Satelliten für eine flächendeckende Abdeckung und können selbst hohe Breiten erreichen. Bis Ende 2021 sollen ausreichend Satelliten im Orbit sein, um die orbitale Internet-Anbindung jenseits des 50. nördlichen Breitengrads zu gewährleisten. „Das ermöglicht eine Abdeckung von Nordeuropa, Großbritannien, Kanada, Alaska, Grönland, Island und des arktischen Meeres“, teilte OneWeb-Partner Airbus im Juli 2021 mit. Nützlich wäre dies nicht nur für die Länder in diesem Bereich, sondern auch für Schiffe und Flugzeuge in diesen Regionen. Weil die Signale einen etwas weiteren Weg zurücklegen müssen, könnten die Latenzzeiten aber etwas höher sein als bei den nur halb so hoch fliegenden Starlink-Satelliten.