Erst allmählich beginnen Wissenschaftler zu verstehen, welche Mechanismen im Körper zu Parkinson führen. Doch warum kommt es bei einigen Menschen überhaupt zu solchen Prozessen und bei anderen nicht? Ein Faktor ist die Veranlagung. Mittlerweile sind dank genomweiter Assoziationsstudien schon mehrere genetische Variationen bekannt, die das Risiko für die Erkrankung beeinflussen.
Beispielsweise erkranken Personen mit heterozygoten Mutationen im Gen für das wichtige Stoffwechsel-Enzym Glukozerebrosidase, kurz GBA, aufällig häufig an Parkinson. Veränderungen in diesem Gen scheinen das Erkrankungsrisiko dabei um das 1,5- bis Dreifache zu erhöhen. Genau wie andere identifizierte genetische Prädispositionen sind GBA-Mutationen jedoch nicht zwingend krankheitsverursachend.
Das heißt: Längst nicht jeder, der eines oder mehrere dieser veränderten Gene trägt, erhält irgendwann die Diagnose Morbus Parkinson. Es wäre nach jetzigem Kenntnisstand demnach falsch, von einer Erbkrankheit im eigentlichen Sinne zu sprechen.
Schadstoffe als Risikofaktor
Mehr und mehr gehen Forscher daher davon aus, dass auch Faktoren aus der Umwelt mit darüber entscheiden, wer krank wird und wer nicht – ähnlich wie bei Alzheimer, Diabetes und anderen Volkskrankheiten auch. Im Fokus steht dabei unter anderem die Belastung mit chemischen Schadstoffen. So gibt es Hinweise darauf, dass bestimmte Schwermetalle, Lösungsmittel und Pestizide bei der Entstehung der Erkrankung mitmischen.
Dafür sprechen zum Beispiel epidemiologische Studien mit Zwillingspaaren: Demnach sind Bewohner ländlicher Gebiete mit hohem Pestizideinsatz und Menschen, die in der Nähe von chemischen Industrieanlagen leben oder gar dort arbeiten, häufiger von Parkinson betroffen als ihre weniger stark exponierten Geschwister.
Komplexes Zusammenspiel
Neben Umweltchemikalien könnten außerdem Faktoren wie Stress, andere Krankheiten oder die Ernährung eine Rolle für das Parkinson-Risiko spielen. So scheint zum Beispiel regelmäßiger Kaffeekonsum das Erkrankungsrisiko senken zu können. Auch eine mögliche Schutzwirkung von Vitamin D und B-Vitaminen wird diskutiert.
Klar ist aber: Ein Faktor allein – egal ob genetisch oder aus der Umwelt – ist in der Regel nicht dafür verantwortlich, dass Morbus Parkinson entsteht. Vielmehr scheint erst das Zusammenspiel unterschiedlicher Risikofaktoren einen entscheidenden Einfluss nehmen zu können. Wissenschaftler beschäftigen sich deshalb zunehmend auch mit der Frage, wie Gene und Umwelt bei der Krankheitsentstehung zusammenwirken.
So könnten genetische Besonderheiten etwa dazu führen, dass bestimmte Substanzen aus der Umwelt im Körper anders verstoffwechselt werden als normalerweise. Umgekehrt könnten Umweltfaktoren epigenetische Modifikationen der DNA herbeiführen, die das Ablesen von Genabschnitten regeln und womöglich ähnliche Konsequenzen haben wie Mutationen.
Daniela Albat
Stand: 04.08.2017