Bisher scheint belegt, dass Sex und die damit verbundenen Neukombination von Merkmalen die Anpassung von Organismen an neue Umwelten erleichtern kann. Doch das allein reicht nicht aus, um den Erfolg der sexuellen Reproduktion im Organismenreich zu erklären: Warum pflanzen sich auch die Pflanzen und Tiere geschlechtlich fort, die seit Jahrmillionen unter stabilen Bedingungen leben?

Eine mögliche Erklärung liefert die Red-Queen-Hypothese – benannt nach der Figur aus „Alice hinter den Spiegeln“. Diese erklärt Alice in Lewis Carrolls Buch: „Hierzulande musst du so schnell rennen wie du kannst, wenn du am gleichen Fleck bleiben willst.“ Übertragen auf die Evolutionsbiologie soll dies dies den ständigen Wettlauf zwischen Räuber und Beute, Parasiten und Wirten oder auch Krankheitserregern und ihren Wirten illustrieren.
Bessere Chancen im evolutionären Wettstreit
Und auch an diesem Punkt kommt der Sex ins Spiel: „Sich geschlechtlich vermehrende Organismen mischen ihre Gene während der Bildung der Keimzellen und bei der Verschmelzung des Erbguts zweier Individuen“, erklärt Deanna Soper von der University of Iowa. „Weil ihre Nachkommen dadurch auch neue, ungewöhnliche Genkombinationen entwickeln, kann ihnen dies helfen, einer Infektion zu entgehen.“
Im Falle einer Epidemie beispielsweise kann die größere genetische Variabilität dazu führen, dass einige Individuen von Natur aus bessere Abwehrkräfte gegen den Erreger haben oder dass sie komplett resistent sind. Dadurch können sie überleben und die Spezies weiterführen. Bei einer asexuellen Population hingegen stammen die Individuen oft von wenigen Ausgangsexemplaren ab und sind daher genetisch weitgehend identisch. Sind sie für die Infektion anfällig, kann ein Erreger im Extremfall die gesamte Population dahinraffen.