Furcht und Schrecken verbreiten und Portugals Macht mehren – unter diesem Motto steht auch die nächste Expedition, die König Emanuel I. in Richtung Indien schickt. Und dieses Mal ist auch Dom Vasco da Gama, Admiral der Meere, der Held Portugals wieder mit von der Partie.
Des Nichtstuns überdrüssig, übernimmt er 1502 das Kommando über eine riesige Kriegsflotte mit 21 Schiffen. Schon an der Ostküste Afrikas hinterlässt die Streitmacht einen Pfad der Verwüstung. Den verhandlungswilligen Küstenstädten bieten die Portugiesen Handelabkommen an, die restlichen werden gebrandschatzt oder geplündert.
Nicht viel besser ergeht es auch den Schiffen, denen die Europäer auf den Meeren begegnen. Der Terror, den Vasco da Gama und seine Männer verbreiten, eilt ihnen voran und lässt das Ansehen der Männer vom Tejo in Vorderasien immer mehr schwinden.
Kalikut kommt später ebenfalls nicht ungeschoren davon. Als Rache für das Massaker an den 70 Portugiesen während der Reise Cabrals lässt Vasco da Gama die Stadt beschießen. Cochin, den kleinen portugiesischen Stützpunkt in der Nähe von Kalikut baut er dagegen weiter aus. Darüberhinaus organisiert er einen portugiesischen Patroulliendienst entlang der indischen Küste, um den ganzen Handel in der Region unter portugiesische Kontrolle zu bekommen.
Reichbeladen mit Gewürzen kehrt da Gama 1504 in die Heimat zurück. Der hohe Blutzoll den die Reise gefordert hat, schadet seinem Ruf in der Heimat offenbar nicht. Zum zweiten Mal feiert ein ganzes Land und auch der König seinen Helden. Wieder wird der Entdecker mit Ehrungen und Geschenken überhäuft.
„Que, da Ocidental praia Lusitana, Por mares nunca antes navegados…“ „Vom westlichen Gestade Lusitaniens durch niemals zuvor durchschiffte Ozeane…“ Mehr als 50 Jahre später erfährt Vasco da Gama schließlich noch eine ganz besondere Würdigung: Der portugiesische Nationaldichter Luis Vaz de Camoes beschreibt zwischen 1553 und 1570 in Goa in seinem gewaltigen patriotischen Epos „Lusiadas“ die Heldentaten von da Gama und Bartolomeu Diaz eindrucksvoll. Der Mythos Vasco da Gama ist damit endgültig perfekt.
Vasco da Gama selbst lebt zu diesem Zeitpunkt schon lange nicht mehr. Am 24. Dezember 1524 hat er das gleiche Schicksal erlitten, wie viele Entdecker und Seefahrer der damaligen Zeit vor oder nach ihm: Kurz nach seiner Ernennung zum Vizekönig von Indien stirbt er auf seiner dritten Reise an die Malabarküste bei einer kriegerischen Auseinandersetzung mit einem aufständischen Statthalter. In der Festung Cochin nahe Kalikut wird der Leichnam in einer Franziskanerkirche beigesetzt. Seine Gebeine bringt man aber bereits wenige Jahre später in die Heimat zurück und bestattet sie im berühmten Seefahrerkloster Belem an der Mündung des Tejo…
Stand: 26.06.2001