Seit Ende der 1990er Jahre kursiert das Gerücht, die Masern-Mumps-Röteln-Impfung (MMR) verursache Autismus. Diese Annahme ist erwiesenermaßen falsch – und doch hält sie sich hartnäckig. Warum aber ist der Kombinationsimpfstoff in diesem Zusammenhang überhaupt erst in Verruf geraten?
Schuld ist ein Wissenschaftlerteam um den britischen Arzt Andrew Wakefield, das 1998 eine aufsehenerregende Studie in dem renommierten Fachjournal „The Lancet“ veröffentlichte. Der brisante Inhalt: Die Forscher beschrieben Fälle von Kleinkindern, die bald nach der Masernimpfung autistische Symptome entwickelt hatten, obwohl sie zuvor angeblich völlig gesund gewesen waren. Es schien eine eindeutige Verbindung zwischen der Vakzinierung und Autismus zu geben. Der Impfstoff sei möglicherweise nicht sicher, erklärte Wakefield.

„Bewusster Betrug“
Nachträglich stellte sich jedoch heraus, dass die Sache einen entscheidenden Haken hatte: Keiner anderen Forschergruppe gelang es, Wakefields Ergebnisse zu reproduzieren. Schließlich wurde auch klar, warum. So war die Probandengruppe mit zwölf Kindern nicht nur sehr klein und die Untersuchung methodisch schlecht gemacht, Wakefield hatte seine Daten zudem manipuliert, um den Zusammenhang zwischen dem Auftreten der Symptome und der Impfung deutlicher zu machen.
„Der MMR-Schreck war nicht einfach nur schlechte Wissenschaft, sondern ein bewusster Betrug – mit fatalen Folgen“, erklärte die Chefredakteurin des British Medical Journal Fiona Godlee dazu einmal in einem Editorial. Denn dieser Betrug führte dazu, dass die Impfbereitschaft in England und vielen anderen Ländern merklich zurückging und es wieder vermehrt zu Maserninfektionen kam.