Ein Grund für die Impf-Weigerung einiger Menschen ist auch die Furcht vor giftigen und krankmachenden Zusatzstoffen. Tatsächlich enthält ein Impfstoff zusätzlich zu den Antigenen – den Erregerbestandteilen, die die schützende Immunreaktion auslösen – meist noch weitere Inhaltstoffe. So sollen verschiedene Zuckerverbindungen beispielsweise verhindern, dass sich der Impfstoff an den Seiten der Ampulle festsetzt und so nicht in den Körper gelangt.
Thiomersal: Quecksilber als Autismus-Auslöser?
Umstritten ist ein in einigen Präparaten noch enthaltener Konservierungsstoff, das Thiomersal. Diese Quecksilber-Verbindung dient vor allem bei Grippe-Impfstoffen, bei denen mehrere Dosen in einer Ampulle ausgeliefert werden, teilweise noch als Konservierungsmittel. Es soll verhindern, dass sich Keime vermehren. Vor allem nach 1998, im Zusammenhang mit der gefälschten Studie zu Autismus und Impfungen, gab es Befürchtungen, dass das damals noch verbreitete Thiomersal ebenfalls Autismus fördern oder auslösen könnte.
Forscher der europäischen und US-amerikanischen Gesundheitsbehörden ließen dies daraufhin überprüfen. In ihrer Auswertung zahlreicher Studien kamen sie jedoch zu dem Schluss, dass es keinerlei Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Thiomersal und Autismus gebe. Zudem nimmt ein Säugling bereits mit zwei Litern Muttermilch mehr Quecksilber auf als bei einer Impfung, wie die US-Medizinerin Ari Brown erklärt. Die aber vielleicht beste Nachricht dazu: Seit 2001 sind ohnehin die meisten Impfstoffe in der EU und den USA thiomersalfrei. Einige Ausnahme sind die Mehrfachdosen von Grippe-Impfstoffen – und auch dafür gibt es für die Impfung von Säuglingen und Kindern heute thiomersalfreie Alternativen, wie das für Impfstoffe zuständige Paul-Ehrlich Institut (PEI) mitteilte.
Adjuvantien: Umstritten aber notwendig
Eine weitere umstrittene Gruppe sind die sogenannten Adjuvantien. Sie bestehen aus Aluminiumverbindungen oder organischen Molekülen, die die Wirkung des Impfstoffs verstärken sollen. Dies erreichen sie beispielsweise, indem sie sich mit dem Antigen verbinden. Die spezielle Struktur der Adjuvantien trägt dann dazu bei, dass diese Antigene von den Abwehrzellen besonders gut aufgenommen und registriert werden. Einige dieser Stoffe aktivieren zudem zusätzlich spezielle Andockstollen im Körper und verstärken dadurch die Immunreaktion auf dem Impfstoff. Das allerdings ist auch genau das, was die schmerzhafte, rote Entzündung an der Einstichstelle auslöst.
2001 geriet das Adjuvans Aluminiumhydroxid in die Kritik. Es ist unter anderem in der Kombinationsimpfung gegen Diphterie-Tetanus und Keuchhusten enthalten, die im Säuglingsalter verabreicht wird. Französische Forscher hatten für ihre Studie 40 Patienten mit einer chronischen Entzündung im Deltamuskel des Armes näher untersucht. Dabei stellten sie fest, dass in diesen Entzündungsherden gehäuft Fresszellen vorkamen, die winzige nadelförmige Kristalle aus Aluminiumhydroxid enthielten. Wie sich zeigte, waren alle Patienten mit dieser chronischen Entzündung drei Monaten bis acht Jahre zuvor gegen Tetanus und/oder Hepatitis geimpft worden – mit Impfstoffen, die häufig Aluminiumhydroxid als Adjuvans enthalten.
Lokale Entzündung oder systemische Spätfolge?
Die Wissenschaftler sehen darin einen ursächlichen Zusammenhang, zumal die lokale Entzündung genau dort auftritt, wo auch üblicherweise die Impfspritze gesetzt wird. Sie gehen allerdings noch einen Schritt weiter: Denn Patienten, die diese Veränderungen aufwiesen, litten auch häufiger an chronischer Erschöpfung und diffusen Muskelschmerzen. Für die Forscher um RK Gherardi gehören diese Symptome zum Krankheitskomplex der Makrophagischen Myofasciitis dazu- und auch dafür machen sie das Impf-Adjuvans verantwortlich.
Dem allerdings widerspricht die Weltgesundheits-Organisation WHO. In einer Stellungnahme betont sie, dass es keine Belege gibt, dass die unspezifischen, systemischen Symptome tatsächlich ein eigenes Krankheitsbild sind und dass sie ursächlich mit der Impfung und der lokalen Läsion zusammenhängen. Sie kritisieren zudem die Methodik der französischen Studie, bei der es keine Kontrollgruppe von Patienten ohne die lokale Entzündung gab.
Nach Ansicht der WHO kann es zwar durchaus sein, dass sich Aluminiumhydroxid nach einer Impfung langfristig im Gewebe hält und dort Entzündungen verursacht. Für eine systemische Erkrankung durch das Adjuvans sehen sie aber bisher keine Belege. Das Problem an der ganzen Sache: Bisher gibt es offenbar nur wenige Alternativen für das Aluminium, die zugelassen sind, gleich gut wirken und keine Nachteile besitzen.
Nadja Podbregar
Stand: 19.07.2013