Seit 1953 ist die Grundstruktur unserer Erbsubstanz bekannt – und auch, dass sie die Bauanleitung für all das beinhaltet, was uns ausmacht – vom Aussehen über unsere Gesundheit bis hin zu vielen anderen Eigenschaften. Jedes Basenpaar, so viel war schon früh klar, entspricht dabei einem Buchstaben in dieser Bauanleitung. Aber wie wird aus dieser kryptischen Anleitung ein Lebewesen, und wie ein einzigartiges Individuum?

Buchstaben des Lebens
Begeben wir uns auf Spurensuche. Nach Zusammentreffen einer mütterlichen Eizelle und eines väterlichen Spermiums besitzt jeder Mensch in jeder seiner Zellen zweimal 23 Chromosomen. Die Hälfte dieser mehr oder weniger X-förmigen Gebilde stammt von der Mutter, die andere aus dem Spermium und damit vom Vater. Die Chromosomen sind dabei im Prinzip nichts anderes als die kompakt verstaute Lager- und Transportform unserer Erbinformation, der Desoxyribonukleinsäure (DNA). Stark komprimiert liegt unsere gesamte DNA zusammen mit Hüllstrukturen aufgeteilt auf die einzelnen Chromosomen vor.
Die Buchstaben der genetischen Information sind die Basen Adenin (A), Guanin (G), Thymin (T) und Cytosin (C). Sie verbinden sich jeweils zu Paaren – A-T und C-G – und halten so die beiden außen liegenden Gerüststränge der DNA zusammen. Sie bilden quasi die Sprossen dieser genetischen Strickleiter. Betrachtet man nur einen Strang der DNA mit jeweils dem zu diesem gehörenden Sprossenteil, ergibt sich eine lange Reihe von Basenbuchstaben.
Und in diesen steckt der genetische Code. Denn jeweils drei dieser Buchstaben zusammen ergeben ein Wort: die Angabe, welche Aminosäure an welcher Stelle in das zu produzierende Protein eingebaut werden soll. Und mehrere dieser Wörter ergeben einen Satz – die Bauanleitung für ein Protein. Diese Moleküle wiederum sorgen als eine Art biochemisches Mädchen für alles dafür, dass Zellen und Gewebe entstehen, dass Signale im Körper ausgetauscht werden und dass unser Stoffwechsel funktioniert.